Unternehmensplanung als klassisches Managementkonzept
Planungsbegriff: Unternehmerische Tätigkeiten bedürfen einer Planung, damit ihre möglichen
Auswirkungen überschaubar und ihr zukünftiger Erfolg so weit als möglich erkennbar gemacht werden
kann. Unter einer Unternehmensplanung i.e.S. versteht man die Institutionalisierung und
Formalisierung der Planungsfunktion im Unternehmen. Sie ist ein Managementkonzept zur
Unterstützung der Unternehmensführung. Ergebnis sind Pläne für die zu führenden
Organisationseinheiten. Meist wird mit der Planungsfunktion direkt auch die Kontrolle der Pläne
verbunden. Auf derartige Planungs- und Kontrollsysteme wird man umso weniger verzichten können,
je komplexer die Umwelten werden und je mehr aufgrund der internen Aufgabenkomplexität eine
Abstimmung der Teilsysteme notwendig ist.
Man kann folgende Begriffsauffassungen unterscheiden:
Ergebnisorientierter Planungsbegriff: Planung ist die Produktion von Plänen, d.h. vereinfachter,
symbolischer Modelle zukünftiger realer Systeme. Mit diesen Plänen soll ein Commitment geschaffen
werden, innerhalb einer angegebenen Zeit bestimmte Systemzustände zu erreichen.
Prozessorientierter Planungsbegriff: Planung ist eine Phase im „Ongoing Process“ der
Problemhandhabung von Unternehmen, die v.a. mit Entwurf, Bewertung und Auswahl von
Zielprojektionen und Maßnahmen in Zusammenhang steht. Dabei wird auch die Planungsphase selbst
als ein komplexer Entscheidungsprozess, bestehend aus Exploration, Analyse, Planung und Steuerung,
interpretiert.
Institutioneller Planungsbegriff: Planung stellt ein organisatorisches Subsystem (Managementsystem)
dar, das bestimmte Funktionen für die Unternehmung erfüllt.
Merkmale und Funktionen: Die Ausübung einer Planungstätigkeit kann über folgende Merkmale
charakterisiert werden: Wahrnehmung einer Führungsaufgabe; Versuch zur Rationalisierung und
Formalisierung dieser Führungsaufgabe über den mit dem Managementsystem verbundenen Prozess;
dies weist eine enge Beziehung zur Zukunftsforschung auf, da Pläne immer auf Annahmen zu
möglichen zukünftigen Entwicklungen aufbauen. Mit der Ausübung einer Unternehmensplanung sind
verschiedene Funktionen verbunden: Absorption von Unsicherheit und Komplexitätsreduktion,
Vermittlung von Orientierung und Ausrichtung, Aufsetzpunkt für Lernprozesse über Planabweichungen
bzw. veränderte Annahmen, Leistungsmotivation, Kreativitätsförderung, Koordination,
Umweltanpassung etc. Als komplementär zum Planungsbegriff wird der Kontrollbegriff betrachtet
(Kontrolle, Controlling), was auch in den das Management unterstützenden Planungs- und
Kontrollsystemen der Führungsorganisation zum Ausdruck kommt.
Planungsebenen: Als Planungsebenen lassen sich unternehmenspolitische Rahmenplanung,
strategische und operative Planung differenzieren; häufig wird als vierte Ebene die taktische Planung
ergänzend angeführt.
Unternehmenspolitische Rahmenplanung: Es geht hier primär um die Definition des Zwecks des
Unternehmens und seiner grundsätzlich als Ganzes gegenüber den Anspruchsgruppen (Kunden,
Investoren, Mitarbeiter etc.) verfolgten Ziele und Vision, die allgemeinen Grundsätze der
Unternehmenspolitik, die Grundsätze der Mitarbeiterführung, die gemeinsam geteilten Werte etc.
Diese normativen Festlegungen werden häufig in einem Unternehmensleitbild (oder einem „Mission
Statement“) explizit gemacht (siehe normatives Management).
Strategische Planung (als Teilaufgabe eines strategischen Managements) bezieht sich auf den Aufbau,
die Pflege, die Kombination und den Rückzug von Erfolgspotenzialen, die das langfristige Überleben
bzw. den Fortschritt der Unternehmung sichern sollen. Ziel ist die Realisierung nachhaltiger
Wettbewerbsvorteile im Einklang mit Umwelt und Gesellschaft auf Ebene der Geschäfte und des
Gesamtunternehmens.
Operative Planung basiert auf den Vorgaben aus der strategischen Planung, bricht diese nun aber in
zeitliche Perioden (z.B. Jahresplanung) und ausführende Einheiten auf, und ist Teil des operativen
Management. Auf der operatien basiert eine Budgetierung und Finanzplanung.
Abgrenzungskriterien können sein:
1.
Umfang des geplanten Wandels: Bei der Rahmenplanung geht es um die geplante Evolution der
gesamten Unternehmung, also auch um die Exploration neuer Geschäfte. Die operative Planung
ist mehr auf den inkrementalen Wandel einzelner Planungsfelder und die Exploration
bestehender Potenziale gerichtet. Die strategische Planung erfüllt unter diesem Aspekt eine Art
„Brückenfunktion“.
2.
Zeithorizonte: Die Bezugszeit eines Planes gibt an, inwieweit sich die Beschreibungen des
angestrebten realen Systems in die Zukunft erstrecken (Planungshorizont). Rahmen- und
strategische Planung haben - je nach Branche - tendenziell langfristigen (5 bis 30 Jahre),
operative Planung kurz- bis mittelfristigen Charakter. Die zeitliche Geltungsdauer
(Planungsperiode) unterscheidet sich ebenso: Bei der operativen Planung sind die Abstände von
Planungsrunde zu Planungsrunde geringer als bei den anderen Planungen. Es besteht allerdings
eine starke Abhängigkeit vom Grad der Institutionalisierung der verschiedenen
Planungssysteme.
3.
Umfeldorientierung: Bei Rahmen- und strategischer Planung haben externe, umfeldorientierte
Informationen ein wesentlich höheres Gewicht als bei operativer Planung, bei der
unternehmensinterne Informationen überwiegen.
4.
Kontexte und Denkhaltungen: Besonders zwischen strategischer und operativer Planung
bestehen weit reichende Unterschiede in den von den beteiligten Führungskräften
verwendeten Kategoriensystemen. Die strategische Planung beinhaltet ein Denken in
Erfolgspotenzialen; eine abstrakt-analytische, aber auch ganzheitlich-intuitive Sichtweise
überwiegt. Die operative Planung ist dagegen durch ein Denken in den klassischen
Erfolgsgrößen (Gewinn, Ertrag, Liquidität etc.) geprägt, das die kurzfristige Effizienz in den
Mittelpunkt stellt; eine analytisch-praktische Sichtweise mit hohem Detailwissen überwiegt.
Die Unterschiedlichkeit der Kontexte und Denkhaltungen in den verschiedenen Planungssystemen
stellt eines der zentralen Probleme der Planungspraxis dar: Die operativen Pläne lassen sich nicht
einfach aus den strategischen Plänen ableiten, eine „Übersetzung” ist erforderlich. Gerade daran
aber scheitert die Praxis oftmals: Das Resultat sind strategische Pläne, die mit viel Aufwand erstellt,
aber niemals in das operative Tagesgeschäft umgesetzt werden.
Auszug, teilweise ergänzt, aus:
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/2521/unternehmensplanung-v11.html
Der Versuch zur Rationalisierung und
Formalisierung der Führungsaufgabe:
Unternehmensplanung gelingt nach heutigem
Verständnis am Besten über die mit einem
Managementsystem verbundene
Prozessorientierung der Organisation und der
Ergebnisorientierung am Prozess unter Beachtung
der funktionalen Organisation und traditionellen
Planungstätigkeiten.
siehe auch:
Prozessmanagement (BPM)
Businessplan
Managementagilität
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
koch.management 2016