ISO 31000: Risikomanagement als Führungsaufgabe
Die Internationale Norm ISO 31000 "Risk Management -
Prinicples and Guidelines" wurde Ende November 2008
von der Expertengruppe verabschiedet. Gleichzeitig
überarbeitete sie den ISO/IEC Guide 73 "Vocabulary".
Diese beiden Dokumente wurden im Oktober 2009
veröffentlicht. Damit gibt es erstmals einen weltweit abgestützten Standard
zum Risikomanagement, der eine wesentliche Erweiterung des (vor allem in
der Revisoren-Gemeinschaft angewendeten - Stichworte SOX und OR 663
b12) amerikanischen COSO Regelwerkes darstellt.
ISO 31000 weist drei spezifische Merkmale auf: Es handelt sich erstens um
einen umfassende Top-down-Ansatz, zweitens wird Risikomanagement als
Führungsaufgabe (und
nicht nur als Prozess)
dargestellt und
drittens handelt es
sich um eine allgemein
gehaltene Basis-Norm.
Der umfassende Top-
down-Ansatz
Wir kennen viele
sektorspezifische
Risikomanagement-
Normen. Sie beziehen
sich jeweils auf ein
Teilgebiet, etwa auf
technische Systeme
(Maschinen- oder
Produktsicherheit),
finanzielles Reporting (internes Kontrollsystem), Informationstechnologie
oder Arbeitssicherheit. Demgegenüber befasst sich ISO 31000 mit allen
möglichen Risiken einer Organisation. Es ist ein umfassender Top-down-
Ansatz. Die erwähnten Teilgebiete sollen durch ISO 31000 nicht etwa
ersetzt, sondern gestärkt werden. Im Vordergrund steht ein umfassender
Führungsansatz, der sich mit den positiven und negativen Auswirkungen von
Unsicherheit auf Ziele einer Organisation oder eines Unternehmens befasst.
Risikomanagement nach ISO 31000 fokussiert nicht nur die strategischen
Risiken (Produkte, Technologien, Märkte, Kunden und die Veränderungen der
Umfeldfaktoren), es schliesst auch alle nachgelagerten Risiken auf
operationeller und prozessualer Führungsebene ein.
Der Top-down-Ansatz ist das Anliegen von Corporate Governance. Alle
bekannten Codices
(OECD, DE, AT, CH, usw.)
bezeichnen das
Risikomanagement als
eine der wichtigsten
Aufgaben der obersten
Leitung. Aufsichtsrat,
Verwaltungsrat und
Management müssen
sich fortlaufend mit den
wesentlichen Risiken der
Organisation befassen
und Maßnahmen treffen,
um diese zu kennen, zu
verstehen und nach
Möglichkeit zu
bewältigen. Dies kann
nur verantwortungsvoll
erfolgen, wenn die Stakeholder in die Risikodiskussion einbezogen werden.
Führungsaufgabe Risikomanagement
Die zweite Eigenheit von ISO 31000 besteht darin, dass es sich dabei um eine
Führungsaufgabe handelt. In der Vergangenheit stellte das
Risikomanagement den Prozess der Risikobeurteilung in den Mittelpunkt. ISO
Modul: Risikomanagement
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
31000 betrachtet den organisatorischen Rahmen für das
Risikomanagement als gleichwertig. Dazu gehören die Management-
Aufgaben der Planung, Umsetzung, Bewertung und Verbesserung, was als
Deming-Kreis mit P-D-C-A-Zyklus bekannt ist. Damit definiert ISO 31000,
was ein Risikomanagement-Framework oder ein Risikomanagement-
System umfassen sollte, damit es langfristige Wirkung erzielt.
Teil des systemischen Ansatzes ist der Risikomanagement-Prozess. Er
liefert das Vorgehen, um die Risiken zu erkennen, zu analysieren, zu
bewerten und zu bewältigen. Der Prozess ist begleitet von Kommunikation
und Informationsaustausch einerseits, von Überwachung und Überprüfung
der Risiken andererseits.
Eine allgemein
Basis-Norm und
ihre konkrete
Umsetzung
Eine weitere
Eigenheit von ISO
31000 besteht darin,
dass die Norm
generisch, d. h.
allgemein gehalten
ist. Bei der
Erarbeitung dieser
Norm war es
erklärtes Ziel,
einerseits
sektorspezifische
Risikomanagement-
Normen zu beeinflussen und andererseits regionale- und länderspezifische
Richtlinien für die Anwendung der Basis-Norm zu erstellen.
In diesem Sinne hat British Standards eine eigene Umsetzungsversion
veröffentlicht, die BS 31100. Eine noch substantiellere Richtlinie für die
Anwendung der ISO 31000 ist die neue ONR 49000-Serie. Die frühere ONR
ist nicht nur in die ISO 31000 eingeflossen. In der neuen ONR 49000 sind
die wichtigsten Passagen von ISO 31000 in wesentlichen Teilen wörtlich
übernommen. Drei Leitfäden sind bei der Anwendung von ISO 31000
behilflich.
Leitfaden 1 "Einbettung des Risikomanagements in das
Managementsystem"
Leitfaden 2 "Methoden der Risikobeurteilung" und
Leitfaden 3: "Notfall-, Krisen- und Kontinuitätsmanagement".
Aus:
http://www.risknet.de/themen/risknews/iso-31000-
risikomanagement-als-
fuehrungsaufgabe/c2bd44b73f9b0711edd9948945144c17/
siehe auch:
http://risikomanager.org/autoren/
koch.management 2016