Entscheidungstheorie
I. Gegenstand: Nahezu alles, was Menschen tun, verlangt Entscheidungen. Die Entscheidungstheorie will Hilfestellungen geben, wie Menschen „vernünftige Entscheidungen“ treffen können, und will erklären, wie reale Entscheidungen zustande kommen. Sie befasst sich mit dem Entscheidungsverhalten von Individuen (Theorien der Individualentscheidungen), Gruppen und Organisationen (Theorien der Kollektiventscheidungen). Entscheidungstheoretische Untersuchungen lassen sich, je nach dem im Vordergrund stehenden Forschungsziel, zwischen deskriptiver und präskriptiver (bzw. normativer) Entscheidungstheorie unterscheiden. Ziel der präskriptiven bzw. normativen Entscheidungstheorie ist es zu zeigen, wie Entscheidungen „rational“ getroffen werden können, d.h. Empfehlungen zu geben, wie Individuen oder Gruppen Entscheidungen in unterschiedlichen Entscheidungssituationen treffen sollten. Im Rahmen der normativen Entscheidungstheorie (auch: Entscheidungslogik) werden Grundprobleme der Alternativenauswahl untersucht, die repräsentativ für zahlreiche reale Entscheidungssituationen sind (etwa die Abwägung von Ertrag und Risiko in einer Entscheidungssituation bei Unsicherheit). Ziel der deskriptiven Entscheidungstheorie ist es, reales Entscheidungsverhalten zu beschreiben und zu erklären. Hierzu sollen aus Beobachtungen Hypothesen über das Verhalten von Individuen und Gruppen im Entscheidungsprozess abgeleitet werden, mit deren Hilfe bei Kenntnis der jeweiligen konkreten Entscheidungssituation Entscheidungsverhalten prognostiziert werden kann. Die moderne Entscheidungstheorie ist in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts entstanden und heute ein von starker Interdisziplinarität geprägtes Forschungsgebiet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit entscheidungstheoretischen Fragen beschäftigen, sind u.a. Ökonomen, Mathematiker, Statistiker, Psychologen, Soziologen, Politologen, Philosophen und Juristen. II. Charakterisierung der Teilgebiete: 1. Normative Entscheidungstheorie: Die normative Entscheidungstheorie beschreibt nicht die Realität, sondern gibt Verhaltensempfehlungen für alternative Entscheidungssituationen in der Realität, indem sie aufzeigt, wie Entscheidungen getroffen werden sollten. Obwohl diese normative Orientierung grundsätzlich sehr breit interpretiert werden könnte, geht man durchgängig davon aus, dass sie Rationalverhalten in dem Sinne meint, dass ein Entscheider (i) konsequent im Einklang mit seinem Zielsystem agiert und (ii) die ihm zur Verfügung stehenden Informationen korrekt verarbeitet (Informationsverarbeitung) sowie weitere Informationen rational (d.h. unter Abwägung ihrer Nutzen und Kosten) beschafft. Die strenge axiomatische Fundierung ist das prägende Merkmal normativer Entscheidungstheorien: Eine normative Entscheidungstheorie ist ein System aus Axiomen, d.h. grundlegenden, zueinander nicht im Widerspruch stehenden Aussagen über die Präferenzen und Fähigkeiten eines Entscheiders (Axiome rationalen Entscheidens). Axiome werden im Rahmen deduktiver Untersuchungen gewonnen. Sie setzen voraus, dass ein Entscheider sich seiner Ziele bewusst und in der Lage ist zu beurteilen, inwieweit eine Handlung welche seiner Ziele berührt. Zentrale Bedeutung im Rahmen der normativen Entscheidungstheorie haben zum einen die Erforschung von Zielsystemen und zum anderen die Entwicklung von Entscheidungsmodellen. Ein Entscheidungsmodell stellt ein Entscheidungsproblem in abstrakter Form und in einer formalisierten Sprache so dar, dass die Lösung des Entscheidungsproblems logisch abgeleitet werden kann. 2. Deskriptive Entscheidungstheorien: Deskriptive Theorien werden nicht deduktiv, sondern induktiv aus empirischen Beobachtungen abgeleitet. Diese Beobachtungen werden nicht nur aus dem Verhalten von Individuen und Gruppen in realen Situationen, sondern insbes. auch aus kontrollierten Experimenten gewonnen. Gerade durch letztere können die Axiomensysteme normativer Entscheidungstheorien gezielt überprüft werden. Dabei zeigt sich, dass reale Entscheider dem Rationalitätsideal normativer Theorien selten voll entsprechen. Deskriptive Entscheidungstheorien verwerfen daher die Annahme einer absoluten Rationalität menschlicher Entscheidungen und beziehen im Einklang mit psychologischen und soziologischen Erkenntnissen die vielfachen individuellen und sozialen Begrenzungsfaktoren der menschlichen Rationalität in die Analyse ein. Deskriptive Entscheidungstheorien können dementsprechend auch als Theorien intendierten, jedoch beschränkten Rationalverhaltens interpretiert werden. Die berücksichtigten Beschränkungen sind vorwiegend kognitiver Art (z.B. die beschränkte Informationsverarbeitungskapazität des Menschen). III. Überblick über die normative Entscheidungstheorie, IV. Überblick über die deskriptive Entscheidungstheorie, V. Die Theorie kollektiver Entscheidungen, siehe: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/56961/entscheidungstheorie-v8.html
Entscheidungstheorie
Kontrolle
I. Charakterisierung: 1. Begriff: Durchführung eines Vergleichs zwischen geplanten und realisierten Größen sowie Analyse der Abweichungsursachen; nicht eingeschlossen ist die Beseitigung der festgestellten Mängel. Kontrolle ist eine Form der Überwachung, durchgeführt von direkt oder indirekt in den Realisationsprozess einbezogenen Personen oder Organisationseinheiten. Abgrenzung: a) Zum Controlling: Controlling (Planung, Steuerung und Kontrolle) umfasst u.a. auch die Mängelbeseitigung. b) Zur internen Revision: v.a. dadurch, dass Kontrolle ein ständiger Vorgang ist, der laufende Prozesse möglichst lückenlos überwacht und meist von (vorgesetzten) Mitarbeitern der gleichen Organisationseinheit durchgeführt wird. c) Zur Prüfung: Der Überwachungsträger ist in den kontrollierten Prozess einbezogen (Prozessabhängigkeit). 2. Entscheidungsprozess-Phase: a) I.e.S.: letzte Phase des Entscheidungsprozesses, d.h. der Prozess der Sicherstellung, dass die Durchführung mit dem Geplanten übereinstimmt. b) I.w.S.: alle Phasen des Entscheidungsprozesses, d.h. ein überlagernder Prozess der Willensbildung und -durchsetzung. 3. Grundsätzliche Zwecke: (1) Kontrollinformationen können Daten für nachfolgende Planungen liefern (sachlogische Dimension); (2) Kontrollinformationen können für die Mitarbeiterbeurteilung herangezogen werden (motivationale Dimension). Aus den teilweise verschiedenen und konfliktären Kontrollanforderungen dieser Dimensionen ergeben sich die bes. Gestaltungsprobleme der Kontrolle. 4. Kontrolle ist häufig in ein ausdifferenziertes Planungs- und Kontrollsystem eingebunden. Auf diese Weise wird versucht, die Kontrolle so vollständig wie möglich durchzuführen und frühzeitig in die laufenden Prozesse einzugreifen. II. Arten, III. Einsatzgebiete, siehe: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/5546 0/kontrolle-v9.html siehe auch: Entscheidungsprozess
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