Changemanagement
Faktor Mensch / Veränderungskonzepte
Changemanagement: Laufende Anpassung von Unternehmensstrategien und -strukturen an veränderte
Rahmenbedingungen. Wandel repräsentiert heute in Unternehmen nicht mehr den Sondervorgang,
sondern eine häufig auftretende Regelerscheinung. Alle Prozesse der globalen Veränderung, sei es
durch Revolution oder durch geplante Evolution, fallen in das Aufgabengebiet des Change
Managements.
Zu den harten, revolutionären Ansätzen zählen die Modelle der Corporate Transformation und
Business Transformation, die innerhalb des Reengineering propagiert werden. Weiche, stärker
evolutionär angelegte Ansätze stammen aus der Organisationsentwicklung. Sie war über Jahrzehnte
das dominierende Paradigma des Change Managements. Charakteristisch für Organisationsentwicklung
ist das Harmoniepostulat zwischen den Zielsetzungen des Unternehmens und der betroffenen
Mitarbeiter.
Aus: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/2478/change-management-v9.html
„Der Faktor ‚Mensch’ ist wesentlicher Bestandteil aller Veränderungsprozesse und
gleichermaßen der kritische Erfolgsfaktor.“ (FAZ, 21.06.1999)
„Anyone who tells you it is easy to change the way people do things is either a liar, a
management consultant, or both.“ (The Economist)
Die Fähigkeit zur Veränderung (Wandlungsorientierung) zählt zu den Erfolgsfaktoren eines
Unternehmens. Doch überall dort, wo Menschen arbeiten, ist es mit der reinen Umsetzung von
Veränderungsvorhaben nicht getan: Der Mensch steht dem Wandel, sobald er ihn persönlich
betrifft, meist skeptisch und ängstlich gegenüber. Aktiver und passiver Widerstand ist häufig die
Folge.
In einem Unternehmen, das seinen Mitarbeitern diese Ängste und Unsicherheiten nicht nehmen
kann, ist der Wandel zum Scheitern verurteilt. Und ohne die notwendigen Anpassungen an
veränderte Rahmenbedingungen hat ein Unternehmen keine Chance, am Markt zu bestehen.
Auf ein zielgerichtetes Change Management kann also kein Veränderungskonzept verzichten.
1 Wie entsteht der Wandel – Das Modell von Lewin
Der Soziologe KURT LEWIN hat sich intensiv mit der Planung und Durchführung von
Änderungsprozessen beschäftigt. Er geht in seinem Modell davon aus, dass es in jeder Organisation
Kräfte gibt, die den Wandel vorantreiben („driving forces“) und solche, die den Wandel
verhindern („restraining forces“).
Normalerweise sind diese Kräfte gleich groß – es entsteht ein Gleichgewicht. Um eine Veränderung
herbeizuführen, muss man demnach die „driving forces“
verstärken und die „restraining forces“ verringern: Der Mitarbeiter ist bei Lewin also ein wichtiger
Faktor im Veränderungsprozess!
Ein erfolgreicher Wandlungsprozess hat nach Lewin drei Phasen:
•
Auftauen („unfreezing“)
•
Verändern („changing“ / „moving“)
•
Stabilisieren („refreezing“)
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
Phase 1: „Auftauen“
In dieser Phase müssen die „driving forces“ verstärkt und die „restraining forces“ verringert werden, um
das alte Gleichgewicht zu verlassen. Das bedeutet, man muss die Mitarbeiter einerseits von der
Notwendigkeit der Veränderungen überzeugen und andererseits die Widerstände gegen den
Wandel aus dem Weg schaffen. Das Ziel der ersten Phase ist also, eine„Bereitschaft zum Wandel“ zu
erzeugen.
Phase 2: „Verändern“
In der zweiten Phase werden die eigentlichen Veränderungen vorgenommen und die neuen
Verhaltensweisen eingeübt. Da hier Unsicherheiten auftreten und die Mitarbeiter für den Wandel zusätzlich
Energie aufbringen müssen, sinkt die Leistungskurve in Abb. 1 zunächst ab. Gegen Ende des erfolgreichen
Veränderungsprozesses pendelt sie sich dann auf höherem Niveau ein. Der Prozess der Verhaltensänderung
läuft dabei in sieben typischen Schritten ab:
Phase 3: „Stabilisieren“
Ziel dieser Phase ist es, die erreichten Veränderungen langfristig zu stabilisieren: Die Mitarbeiter dürfen
nicht nach einer Weile in die alten Strukturen und Verhaltensweisen „zurückfallen“. Um das zu erreichen,
muss das Unternehmen den neuen Ist-Zustand überwachen und gegebenenfalls weitere Änderungen
vornehmen.
2 Was ist Change Management?
Change Management (Veränderungsmanagement) betrifft alle Probleme zu der Frage, wie man
Veränderungen – welcher Art auch immer – in einem Unternehmen einführt:
Es plant die Veränderungsprozesse, führt den Wandel durch und stabilisiert und kontrolliert die
Veränderungen. Das Change Management läuft somit grundsätzlich in vier Schritten ab:
Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt aller Aktivitäten und spielt deswegen im Change Management eine
besondere Rolle: Strukturen und Prozesse im Unternehmen können sich nur dann ändern, wenn die
Mitarbeiter fähig und bereit sind, Veränderungen mitzutragen und umzusetzen. Das Change Management
soll somit den organisatorischen Wandel optimal gestalten und ist daher ein Erfolgsfaktor. Für ein
Unternehmen gilt demnach der viel zitierte Satz: „Manage change or change management!“
3 Der Faktor „Mensch“ im Veränderungsprozess:
Widerstände gegen den Wandel
3.1 Welche Widerstände gibt es?
Nur wenige Personen stehen einer anstehenden
Veränderung ohne Vorbehalte gegenüber oder sehen
sie sogar als Chance. Vielmehr reagiert der Mensch
von Natur aus eher negativ auf Veränderungen,
sobald sie ihn selbst betreffen. Da Veränderungen
für die Mitarbeiter häufig überraschend (wenn sie
plötzlich und unvorbereitet kommen) unbequem
(der Mitarbeiter muss sich beispielsweise von vielen
„liebgewonnenen“ Gewohnheiten verabschieden)
beängstigend und bedrohend (z.B. Angst vor
Prestigeverlust, Angst um den Arbeitsplatz, …)
sind, kommt es nicht selten zu Widerständen gegen
den Wandel im Unternehmen.
Generell kann man hier drei Arten von Widerständen
unterscheiden:
Rationaler Widerstand
Der rationale Widerstand bezieht sich auf logische
Argumente gegen den Wandel. Er stellt die Form von
Widerstand dar, die das Unternehmen am
einfachsten handhaben kann: Wenn man den
Mitarbeitern nachvollziehbar begründet, warum die
Veränderung für das Unternehmen eine so wichtige
Rolle spielt, weicht diese Art von Widerstand schnell
der Einsicht der Mitarbeiter.
Politischer Widerstand
Politischer Widerstand entsteht durch die Angst von
Mitarbeitern, auf Grund von Veränderungen im
Unternehmen an Einfluss und Macht zu verlieren.
Das ist z.B. der Fall, wenn man Hierarchieebenen im
Unternehmen abbaut. Das Problem beim politischen
Widerstand ist, dass er meist nicht offen
vorgebracht wird. Außerdem kann der
Machterhaltungswille zu irrationalen
Handlungsweisen führen, die dem Unternehmen
schaden.
Emotionaler Widerstand
Emotionaler Widerstand entwickelt sich aus mehr
oder weniger konkreten Befürchtungen und Ängsten
der Mitarbeiter vor dem Wandel. Der emotionale
Widerstand lässt sich nicht mit logischen
Argumenten erklären. Vielmehr spielen subjektive,
nicht rational erklärbare Gefühle die größte Rolle.
Meist handelt es sich dabei um die Angst, mit den
Veränderungen nicht zurechtzukommen.
3.2 Was sind die Gründe für Widerstände?
Für den Widerstand der Mitarbeiter gegen
Veränderungen gibt es unterschiedliche Ursachen:
- Fehlendes Problemverständnis der Mitarbeiter
(„Veränderungen sind doch gar nicht nötig, es läuft
doch alles gut“)
- Mangelhafte Kommunikation (und dadurch
unzureichende Information der Mitarbeiter über den
Wandel)
- Fehlendes Vertrauen in die Führungskräfte und die
Geschäftsleitung (z.B. unglaubwürdige Äußerungen,
fehlende Sympathie)
- Keine aktive Beteiligung der Mitarbeiter am
Wandel (Mitarbeiter ist nur passiver Beobachter)
- Angst der Mitarbeiter vor zusätzlicher Arbeit
- Angst vor persönlicher Dequalifizierung (z.B.
Prestigeverlust, Verlust an Kompetenzen,
Einkommenseinbußen)
- Zielkonflikte (die neuen Unternehmensziele
decken sich nicht mit den Mitarbeiterzielen).
3.3 Ansatzpunkte für das Change Management
Aktiver und passiver Widerstand der Mitarbeiter
gefährdet den Erfolg einer Veränderungsmaßnahme.
Deshalb versucht das Change Management die
Mitarbeiter von Anfang an offen über Ursachen und
Ziele des Wandels zu informieren, ausreichend zu
motivieren, durch materielle und immaterielle
Anreizsysteme, durch höhere Fehlertoleranz, durch
frühe Erfolgserlebnisse, durch Delegation von
Verantwortung, ... aktiv am Wandel zu beteiligen
(„Betroffene als Beteiligte“),
durch Weiterbildung methodisch/fachlich und
persönlich zu qualifizieren und
Mitarbeiter, die vom Wandel negativ betroffen sind,
zu schützen und zu unterstützen (Entlassungsschutz,
Umschulungen).
4. Veränderungskonzepte
4.1 Ausgangspunkte für den organisatorischen
Wandel
Ab einer bestimmten Unternehmensgröße ist es
praktisch nicht mehr möglich, alle Mitarbeiter
gleichzeitig aktiv in den Veränderungsprozess
einzubeziehen. Deshalb muss man sich – je nach Art
der Veränderung und der vorliegenden
Unternehmensstruktur – einen geeigneten
Ausgangspunkt für den organisatorischen Wandel
suchen. Bei der Planung und Einführung von
Veränderungen unterscheidet man grundsätzlich vier
verschiedene Ansätze:
•
Top-down-Ansatz
•
Bottom-up-Ansatz
•
Both-directions-Ansatz
•
Multiple-Nucleus-Ansatz
4.2 Überblick über die unterschiedlichen
Veränderungskonzepte
Je nach Umfang und Stärke des organisatorischen
Wandels unterscheidet man zwischen
„revolutionärem“ und „evolutionärem“ Wandel
(siehe Tabellen unten rechts). Die Entscheidung, ob
der Wandel eher revolutionär oder eher evolutionär
erfolgt, hängt von verschiedenen Fragen ab:
Wie dringend ist die Veränderung? (Befindet sich
das Unternehmen in einer Krise?)
Welche Fähigkeiten haben die Mitarbeiter?
Wie groß ist das Unternehmen?
Welchen Umfang hat die geplante Veränderung?
...
Zwischen revolutionärem und evolutionärem Ansatz
gibt es eine Bandbreite von Veränderungskonzepten
(Tabelle unten rechts).
koch.management 2016