Geschäftsprozessmanagement kann in vier Phasen, die miteinander in Beziehung stehen und
sich wechselseitig bedingen, dargestellt werden. Innerhalb der in der Folge aufgeführten
Phasen lassen sich Gestaltungsprinzipien (rechte Spalte) zuordnen.
Diese Phase schließt die Anpassung all derjenigen Aktivitäten, Arbeitsabläufe, Ressourcen und unterstützenden
Systeme ein, welche für den reibungslosen Ablauf der Geschäftsprozesse erforderlich sind. Im Vordergrund steht
hierbei die Implementierung des Prozesscontrollings, die erfolgskritische frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter
und die Verankerung der Geschäftsprozesse in die Organisationsform.
1. Festlegung der Aufgabenträger in Geschäftsprozessen
Aufgaben werden im BPM durch Rollen repräsentiert. Daraus folgt, dass die Aufgabenträger, welche für die
Durchführung der Aufgaben verantwortlich
sind, als Rolleninhaber bezeichnet werden.
Für jede Rolle werden bestimmte
Fähigkeiten und Kenntnisse vorausgesetzt,
die mit spezifischen Verpflichtungen als
auch Befugnissen ausgestattet sind. Ihre
Anforderungen und Verantwortungen sollten
in Rollenbeschreibungen dokumentiert
werden. Rollenträger können sowohl
einzelne Personen als auch Teams sein. Die
Abbildung zeigt die Rollen und ihre
Verantwortung im BPM.
Welche Rollen benötigt werden, ist vom Einzelfall abhängig. Ist ein BPM eingeführt, können z.B. BPM-Projektleiter
und Prozessberater die Rollen des Prozessverantwortlichen oder des Prozessmanagers wahrnehmen. Außerdem ist
zu prüfen, ob eine Zusammenlegung der Rollen möglich ist. So können z.B. die Prozessverantwortlichen und ihre
entsprechenden Teilprozessverantwortlichen die Aufgaben des Prozesscontrollers übernehmen. Steht die
Verbesserung der Geschäftsprozesse bzw. des BPM im Fokus, gewinnen Gremien und Teams an Bedeutung. Diese
übernehmen vor allem Managementaufgaben. Empfohlen wird eine hierarchische Organisation dieser Teams, was
eine schnelle Top-down- und Bottom-up-Kommunikation ermöglicht.
Folglich kann das Gestaltungsprinzip 4 formuliert werden
2. Implementierung der Geschäftsprozesse in die Aufbauorganisation
Es bestehen folgende Gründe für die Anpassung der Organisation bei der Einführung
des BPM:
•
An Schnittstellen zu anderen Prozessen, internen Stellen oder externen Institutionen entstehen Probleme,
welche durch Leistungsvereinbarungen nicht hinreichend gelöst werden können.
•
Die bei der Prozessgestaltung festgelegte End-to-End Betrachtung (Kunde wünscht…; Kunde erhält…) ist in
der Aufbauorganisation nicht gegeben, sodass unnötige Schnittstellen entstehen.
•
Ein Prozess soll eine Kundenanforderung unter einer Verantwortlichkeit vollständig umsetzen. Das
bedeutet, dass es einen Verantwortlichen für alle zu diesem Prozess gehörenden Teilprozesse geben muss.
Große Unternehmen sind häufig in Geschäftsbereiche unterteilt. Der Grundidee folgend, dass die
Geschäftsprozesse unmittelbar aus der Strategie abgeleitet werden, muss die Aufbauorganisation gemäß der
Regel „structure follows process follows strategy“ auf die Geschäftsprozesse ausgerichtet und gestaltet werden,
sodass eine hohe Effektivität und Effizienz der Geschäftsprozesse erreicht wird. D.h. die Abhängigkeit der
Prozesse von der Aufbaustruktur wird umgekehrt, sodass die Aufbaustruktur des Unternehmens die Prozesse
stützen muss. Demnach ist die Aufbauorganisation bei der Einführung eines GPM entsprechend mit Veränderungen
verbunden. Die Integration der Geschäftsprozesse in die Organisationsstruktur eines Unternehmens und die damit
verbundene Konfiguration dieser an die Anforderung der Prozesse wird dabei als Prozessorganisation verstanden.
Hierbei sind verschiedene Organisationsformen anhand ihres Integrationsgrades zu differenzieren. (siehe
Organisationsformen).
Bei der funktionalen Organisation koordinieren Leistungsstellen durch fachliche und disziplinarische Befugnisse
spezialisierte Aufgabengebiete, wie Einkauf, Produktion oder Vertrieb. Eine abteilungsübergreifende
Prozessverantwortung ist nicht vorhanden. Aufgrund der beibehaltenen funktionsorientierten Aufbauorganisation,
gemäß dem Grundsatz „process follows structure“, bleibt das hierarchisch-funktionale Denken und Lenken
erhalten und ist deshalb ungeeignet, das BPM effektiv und effizient zu gestalten, da keine optimalen
Rahmenbedingungen für die Geschäftsprozesse geschaffen werden.
Bei der reinen Prozessorganisation erfolgt eine Drehung der ursprünglich funktional organisatorischen Ausrichtung
um 90 Grad. Die funktionale Organisation (vertikal orientiert) wird durch eine prozessorientierte (horizontal
orientiert) ersetzt. Dabei wird die formal beschriebene Hierarchie des Unternehmens nach den organisatorischen
Prozessen gegliedert. Hierbei ist von einer Einlinienorganisation zu sprechen. Die Trennung von funktionaler und
prozessualer Verantwortung wird aufgehoben. Diese Organisationsform zeichnet sich durch volle Integration und
hohe Autonomie der Geschäftsprozesse aus. Die Organisationseinheiten bestehen aus den Geschäftsprozessen und
ihren Teilprozessen, welche über eigene Ressourcen verfügen und diese selbständig disponieren. In der Praxis
wird die Funktionsorientierung jedoch nicht vollständig aufgegeben, sodass dabei von einer Mischorganisation
zu sprechen ist, bei der die Geschäftsprozesse Eigenständigkeit besitzen und stark dominieren. Es entstehen
somit flache Hierarchien.
Zusammenfassend kann mit Gestaltungsprinzip 5 folgende Empfehlung gegeben werden
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koch.management 2016
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
Projektleiter
V
erantw
ortli
ch
für die
Einführung
Prozessberater
Prozessmanager
Prozess
-
verantwortlicher
Prozess
-
controller
Prozess
-
mitarbeiter
Konzeptionelle
und
methodische Unterstützung
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ortli
ch
für die
W
eiterentw
icklung
und
Integration
des gesamten Prozesses
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für die
Zielerreichung
und
Optimierung
eines Geschäfts
-
bzw
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T
eilprozesses
V
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ortli
ch
für die
W
eiterentw
icklung
und
Durchführung
des Prozesscontrolling
V
erantw
ortli
ch
für die
Durchführung
in
Prozess
-
und
Arbeitsakti
v
ität
en
Gestaltungsprinzip 4 (Rollenkonzept):
Im Rahmen des BPM sollte ein
Rollenkonzept eingeführt werden, in
dem die Rollenträger als auch ihre
Befugnisse, Verantwortungen und
Aufgaben klar dokumentiert sind und
gelebt werden.
Gestaltungsprinzip 5 (Organisation):
Die Einführung des BPM ist mit neuen
Anforderungen an die Organisation
verbunden. Die Struktur sollte sich
an den Prozessen ausrichten. Dazu
empfiehlt sich mindestens die
Einführung einer Matrixorganisation,
zu empfehlen ist eine Modulare
Prozessorganisation. Des Weiteren
sollte diese Ausrichtung klar
kommuniziert werden.