koch.management 2016
Geschäftsprozessmanagement kann in vier Phasen, die miteinander in Beziehung stehen und
sich wechselseitig bedingen, dargestellt werden. Innerhalb der in der Folge aufgeführten
Phasen lassen sich Gestaltungsprinzipien (rechte Spalte) zuordnen.
3. Implementierung des Prozesscontrollings
An dieser Stelle sollen zunächst die wichtigsten Schritte zur Implementierung des Prozesscontrollings
aufgezeigt werden.
Für die Implementierung des Prozesscontrollings ist es zunächst erforderlich, ein Messsystem festzulegen. Da die
Geschäftsprozesse bereits definiert und dokumentiert sind und somit auch ihre Messgrößen festgelegt wurden,
gilt es nun, diese noch einmal für alle Geschäftsprozesse zu überprüfen und auf die Ebene der Teilprozesse
herunterzubrechen. Die Bearbeitungsobjekte der Teilprozesse sind die Messobjekte, wobei die Messstrecke durch
zwei aufeinander folgende Messpunkte (welche am Ende eines Teilprozesses liegen) definiert wird. Weiterhin ist
es erforderlich, regelmäßige und feste Zeitpunkte für die Messungen zu bestimmen. Für die Durchführung dieser
werden Messverantwortliche durch die Teilprozessverantwortlichen, die Verantwortung für die Messungen tragen,
ernannt. Um Information über den Leistungsstand und die Leistungsentwicklung
der Geschäfts- oder Teilprozesse zu erlangen, werden Prozessberichte benötigt. In diesen werden je
Leistungsparameter ein Zielwert, ein Ausgangswert und der zeitliche Verlauf der Messergebnisse visualisiert.
Für die Implementierung des Prozesscontrollings lässt sich das Gestaltungsprinzip 6 formulieren
Nur eine gänzlich umfassende Steuerung der Geschäftsprozesse berücksichtigt alle vom Kunden
wahrgenommenen Leistungsmerkmale und erfüllt damit die wesentliche Voraussetzung zur Erlangung von
Wettbewerbsvorteilen durch Kundenorientierung. Dies fordert ein Umdenken beim Prozesscontrolling.
Herkömmliche, ausschließlich kostenbezogene Controllinginstrumente sind daher kaum geeignet. Die Einführung
eines neuen modifizierten Controllingkonzeptes geht mit der Einführung des BPM einher. Um den Zielen des BPM
gerecht zu werden, also die Effektivität und die Effizienz zu steigern, ist es notwendig, die Geschäftsprozesse
zielgerichtet hinsichtlich der Geschäftsstrategie und der Kundenbedürfnisse zu steuern. Die dafür notwendigen
Informationen liefert das Prozesscontrolling.
Durch die Messung der Prozessleistung schafft das Prozesscontrolling Transparenz über das Potenzial und die
Leistung der Geschäftsprozesse. Diese Prozessleistungstransparenz ist für die Optimierung der Geschäftsprozesse
erforderlich. Sie führt zu Anstößen für die kontinuierliche Verbesserung der Geschäftsprozesse und liefert so
Maßnahmen zur Schwachstellenbeseitigung ebenso wie zur Beseitigung von Engpässen bei der Prozessgestaltung.
Die Aufgaben des Prozesscontrollings sind die Planung, Kontrolle, Informationsversorgung und Koordination. Zur
Bewältigung dieser setzt sich das Prozesscontrolling aus dem strategischen und operativen Prozesscontrolling
zusammen. Die Aufgaben beider Bestandteile zeigt die Tabelle.
Abb.: Aufgaben des strategischen und des operativen Prozesscontrollings
Bei der Steuerung der Geschäftsprozesse werden fünf Schlüssel-Leistungsparameter
•
Kundenzufriedenheit,
•
Prozesszeit,
•
Termintreue,
•
Prozessqualität und
•
Prozesskosten
unterschieden, welche sich gegenseitig beeinflussen und deshalb zusammenhängend betrachtet und gesteuert
werden müssen. Die Ziele der Leistungsparameter können topdown oder bottom-up aus der Geschäftsstrategie
festgelegt werden.Zu empfehlen ist das Top-down-Vorgehen, da zum einen die prozessorientierten Kennzahlen
möglichst direkt mit übergeordneten, strategischen Unternehmenszielen in Verbindung stehen sollten und zum
anderen (wie oben beschrieben) die Bedeutung des Prozesscontrollings darin liegt, Geschäftsprozesse hinsichtlich
der Geschäftsstrategie zu steuern
Durch Soll-Ist-Vergleiche, also der Gegenüberstellung der Ist-Situation mit den vereinbarten Zielen, wird der
Grad der Zielerreichung bestimmt. Dadurch erhält man eine Bewertungsmöglichkeit für die Geschäftsprozesse.
Werden Zielabweichungen festgestellt, so müssen deren Ursachen ermittelt und Maßnahmenvorschläge für
Gegenmaßnamen bzw. zur Problembehebung erarbeitet und realisiert werden. Durch dieses Prinzip der
Rückkopplung werden Geschäftsprozesse gesteuert.
Damit auch die Mitarbeiter motiviert werden, im Sinne der Prozessziele zu handeln, werden Zielvereinbarungen
getroffen. Das Herunterbrechen und Vereinbaren von Zielen mit den Prozessmitarbeitern sorgt bei diesen für
eine erhöhte Transparenz der Prozessziele und unterstützt sie somit dabei, einen möglichst hohen Beitrag zur
Erreichung der Ziele zu leisten.
In vielen Unternehmen spielt die Messung der Prozessleistung auch heute noch eine untergeordnete Rolle.Dabei
ist sie eine essenzielle Voraussetzung für die Zielerreichung des BPM, die Prozessleistung zu steigern, um
nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen zu können.
Für das Prozesscontrolling wird das Gestaltungsprinzip 7 formuliert
Fortsetzung nächste Seite
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
Gestaltungsprinzip 6 (Controlling
und Implementierung): Es sollte ein
Messsystem festgelegt werden, das
Messobjekte, Messgrößen,
Messpunkte, Messzeitpunkte,
Messzyklen, Messverantwortung,
Messmethoden -und -instrumente
beinhaltet.
Gestaltungsprinzip 7
(Prozesscontrolling): Es sollte sich
stetig mit den Aufgaben des
Prozesscontrollings
auseinandergesetzt werden. Dabei
sollten nicht nur Zielgrößen für die
Leistungsparameter festgelegt
werden, sondern auch konsequent
Maßnahmen eingeleitet werden, um
den gemessenen Zielabweichungen
entgegenzuwirken.