Unternehmensprozessmodell und Prozesslandschaft
In einzelnen Phasen des Vorgehens werden Prozessmodelle auf Unternehmensebene (Unternehmensmodell) oder
darunter (z.B. im Fachbereichen) erstellt; sie beziehen sich vorrangig auf
•
Geschäftsprozesse (Fachbereich, IT-Bereich)
•
Produkte und
•
Organisationseinheiten
Die Umsetzung der Modelle für die betriebliche Nutzung erfolgt durch IT-Service-Leistungen.
Der Begriff Geschäftsprozess wird entsprechend ISO 9000 ff. in die Klassen Managementprozesse, Kernprozesse und
Supportprozesse unterteilt. Das Unternehmensprozessmodell - als Prozessmodell auf Unternehmensebene - gliedert
sich dann in Führungs(Management)-, Leistungs(Performance)- und Unterstützungs(Support)-Prozesse. Verbreitet ist
die Ansicht, dass alle Leistungsprozesse gleichzeitig Kernprozesse sind; somit wäre die Prozesslandkarte, die aus
Management-, Kern(Core)- und Supportprozessen besteht, mit dem Unternehmensprozess identisch.
Eine andere Orientierung liegt bei der Klassenunterteilung nach dem Wertschöpfungsmodell von Porter vor.
Kernprozesse werden demnach auch als Ausführungs-, Primär- oder Wertschöpfungsprozesse bezeichnet; sie umfassen
alle End-to-end-Prozesse, die darauf abzielen, dem Kunden bedürfnisgerechte Produkte bereit zustellen, sind also der
eigentliche Geschäftszweck des Unternehmens. Dies ist beispielsweise bei einem Automobilbauer die Entwicklung,
Produktion und der Vertrieb; bei einer Bank die Vergabe von Krediten oder Ausgabe von Wertpapieren und bei einem
Energieversorger die Erstellung und Verteilung von Strom, Wasser oder Gas. Kernprozesse sind im Unterschied zu
Management- und Supportprozessen branchenspezifisch. Im Unternehmensprozessmodell bzw. der Prozesslandkarte
(Auswahlbranche: Machinenbau) ergeben sich z.B. die folgenden Prozesse.
Managementprozesse:
Unternehmensleitung (Führung und Strategie, Geschäftsplanung, Leitlinien, Zielüberwachung),
Finanz- und Rechnungswesen (Controlling, Finanzplanung, Kreditoren/ Debitoren, Anlagenbuchhaltung),
Personalwesen (Mitarbeitergewinnung, Mitarbeiterfortbildung, Mitarbeiterverwaltung, Mitarbeiterzufriedenheit)
Managementsysteme (IT, Qualität, Umwelt, Sicherheit und Gesundheit, Managementbewertung,
Maßnahmenmanagement, Prozessoptimierung)
Kernprozesse (branchenspezifisch)
Marketing, Vertrieb, Auftragsvorbereitung, Forschung und Entwicklung, Beschaffung, Produktion, Kundenservice,
Lager und Versand
Supportprozesse:
Beschwerdemanagement (Kundenzufriedenheit, Handhabung von Beanstandungen, Handhabung interner Fehler),
Dokumentation (Genehmigungswesen, Lenkung von Aufzeichnungen, Lenkung von Dokumentationen),
Gesundheit-Umwelt-Sicherheit (Abfallmanagement, Umweltbeauftragter, Sicherheitsbeauftragter,
Sicherheitsfachkraft, Betriebsarzt), Logistik (Beschaffung, Materialwirtschaft, Wareneingang), Technik (EDV, zentrale
Werkstatt, Qualitätssicherung, Prüfmittelüberwachung).
Ein Kernelement im Prozessmanagement ist die Spezifikation von Unternehmensprozessen. Hinsichtlich der
Beschreibungssprachen existiert grundsätzlich ein Trade-off. Während natürlich-sprachliche Beschreibungen
relativ intuitiv und leicht verständlich sind, lassen sie große Freiheitsgrade hinsichtlich des Ausdrucks zu und
bleiben damit zu ungenau für zielgerichtete Analysen. Formale Sprachen unterstützen zwar solche Analysen,
sind aber nur für relativ wenige Experten verständlich.
Die Verbreitung von Methoden des Prozessmanagements in Fachabteilungen von Unternehmen ist daher eng
verbunden mit Methoden der semi-formalen Spezifikation von Unternehmensprozessen. Als Beispiel ist die
Methode der Ereignisgesteuerten Prozesskette (EPK) (siehe rechte Spalte) zu nennen, die Studien zufolge zu den
am meisten genutzten Sprachen im Prozessmanagement zählt. Heute sind Sprachen zur Prozessmodellierung
einer weitgehenden Standardisierung unterzogen. Beispiele sind hier die Sprachen der Unified Modelling
Language (UML), sowie der Business Process Modeling Notation (BPMN) (siehe rechte Spalte). International auch
verbreitet ist die Integrated Definition (IDEF3).
Beim BPM- Prozesslebenszyklus analysieren und gestalten fachlich orientierte Anwender ihre Prozesse mit Hilfe
von Modellen. Die IT-Abteilung bekommt bei komplexeren Problemstellungen die fachlichen Modelle zur
Verfügung gestellt und konzentriert sich auf die IT-technische Implementierung durch die Anreicherung und
Anpassung der Modelle mit IT-technischen Informationen. Ziel ist es, eine anschließende Ausführbarkeit
sicherzustellen. Auf Basis des Controllings werden mögliche Verbesserungspotenziale ermittelt und ein neuer
Durchlauf des Zyklus, beginnend mit der Analyse, angestoßen.
Prozess-Assessment und
Zertifizierungen von
Unternehmensprozessen mit
dem Schwerpunkt auf der
Softwareentwicklungen werden
nach ISO /IEC15504
durchgeführt. Die Verbesserung
von Prozessen der eigenen
Organisation (Process
Improvement) einerseits und die
Bestimmung der
Prozessfähigkeit von Lieferanten
(Capability Determination)
andererseits bilden die
Kernpunkte dieser Norm.
Ereignisgesteuerte
Prozessketten (EPKs) dienen zur
Modellierung von
Geschäftsprozessen und
Arbeitsabläufen einer
Organisation. Durch eine
Modellierungssprache werden
diese grafisch dargestellt.
Business Process Management
Notation (BPMN) ist eine
grafische Spezifikationssprache
zur visuellen Dokumentation
der Struktur, der Organisation
sowie des Verhaltens eines
Unternehmens.
Die Grundsätze ordnungsmäßiger
Modellierung (GOM) bilden einen
methodischer Ordnungsrahmen,
der die Erstellung von
Prozessmodellen in Bezug auf
Klarheit, Konsistenzsicherung und
Qualität unterstützt.
Modellierung, Monitoring,
Reporting und Dokumentation,
gegebenenfalls auch die
Führung von Mitarbeitern
(Prozessbeteiligten), erfolgen
im Prozessmanagement IT-
gestützt. Zunehmend wird dabei
Cloud Computing, als web-
basierter dynamischer IT-Service
genutzt, z.B. für
Geschäftsprozesse in der Public
Cloud und als Business-Process-
as-a-Service (BPaaS)
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
Vorgehensmodell
(Vier-Phasenmodell)
Für das Prozessmanagement (BPM) existieren unterschiedliche zeitliche Vorgehensmodelle, die im Rahmen
eines Projektmanagements eigenständig oder mit Hilfe vorgegebener Modelle (z.B. BPM -
Prozesslebenszyklus) und Standards (z.B. ISO 9001) erstellt werden. Es können z.B. folgende Phasen
unterschieden werden:
Die strategische Steuerung von Behörden ist eine entscheidende Stellschraube, um die Leistungsfähigkeit der
Verwaltung zu verbessern. Zum einen ist es eine Kernaufgabe für die Verwaltung, ihre Leistungen im Interesse
der Gesellschaft in hoher Qualität und unter möglichst geringem Ressourceneinsatz zu erbringen. Zum anderen
haben kontinuierliche Stellen- und Budgetkürzungen die Verwaltung vor immer neue Herausforderungen gestellt.
Zusätzlicher Veränderungsdruck entsteht aktuell durch die Auswirkungen der Finanzkrise, für deren Bewältigung
auch die Verwaltung durch Einsparungen ihren Beitrag leisten muss. Aber auch der demografische Wandel, eine
steigende Komplexität infolge einer zunehmenden Europäisierung und Globalisierung erfordern die konsequente
Nutzung aller Effizienzpotenziale bei Gewährleistung einer hohen Qualität des Verwaltungshandelns.
Der Begriff „Prozessorientiertes
Informationsmanagement (IM)“
bezieht sich zum einen auf die
Unterstützung der
Geschäftsprozesse durch das
Informationsmanagement und zum
anderen auf den Prozess der
Leistungserstellung als
Serviceunterstützungsprozess.
Der Ansatz des
prozessorientierten
Informationsmanagements verfolgt
das Ziel, die
Informationsinfrastruktur im
Unternehmen auf die konsequente
Unterstützung der
Geschäftsprozesse auszurichten.
Damit wird das
Informationsmanagement zu
einem wesentlichen Bestandteil
des Prozessmanagements.
Neben dieser Auffassung hat sich
ein weiteres Verständnis von
prozessorientiertem
Informationsmanagement
herausgebildet, nämlich die
Fokussierung auf den
Leistungserstellungsprozess des
Informationsmanagements. Dieser
wird als
Serviceunterstützungsprozess
eigenständiges Gestaltungsobjekt
des Prozessmanagements.
Die Ausrichtung des
Informationsmanagements an den
Geschäftsprozessen ist
Bedingung für ein
prozessorientiertes
Informationsmanagement
(IT-Prozess-Management).
Vorgehensmodell - Unternehmensmodell (Prozesslandkarte)
Strategische Steuerung einer Verwaltung
Prozessmodelle
koch.management 2016