Reifegradmodell
Organisationskultur im BPM
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
Ein sehr bekanntes Reifegradmodell ist etwa CMMI (Capability Maturity Model Integration) des
Software Engineering Institutes der Carnegie Mellon University. Ursprünglich für die Software-
Entwicklung entwickelt, wurden zwischenzeitlich weitere Modelle für die gesamte System- und
Produktentwicklung integriert. Mittlerweile sind in diesem Umfeld weitere Reifegradmodelle
entstanden, etwa für die Beschaffung (CMMI Acquistion Module, CMMI-AM) oder für
Personalmanagement und -entwicklung (People Capability Maturity Modell, P-CMM). CMMI etwa hat
sich in der Praxis weitgehend durchgesetzt und wird von vielen Unternehmen verwendet, um die
Qualität ihrer Software-Entwicklungs-Prozesse zu bewerten und zu verbessern.
Der Herausgeber des BPMM, die OMG, ist ein Industriekonsortium, das sich bisher vor allem um
Standards im Bereich der Software-Entwicklung und -Architektur gekümmert hat, z. B. um die von
vielen Informatikern eingesetzte UML (Unified Modeling Language). Zwischenzeitlich hat die OMG auch
das Thema Geschäftsprozessmanagement entdeckt. So wird etwa die grafische
Prozessmodellierungsmethode BPMN (Business Process Modeling Notation) unter dem Dach der OMG
weiterentwickelt.
Von „Initial“ bis „Improving“: Fünf Reifegrade
Wer sich mit dem BPMM auseinandersetzen will, wird zunächst mit einem 486 Seiten starken,
detaillierten Dokument konfrontiert, das sich von der OMG-Website kostenlos herunterladen lässt. Um
sich in diesem Dokument zurechtzufinden sollte man sich zunächst mit der Grundstruktur dieses
Reifegradmodells vertraut machen. Das BPMM sieht insgesamt 5 Reifegrade (Maturity Levels) vor:
1.Initial: Auf dieser untersten Stufe befindet sich jedes Unternehmen, in dem überhaupt kein
Prozessmanagement stattfindet, wo die Prozesse also weitgehend ungeplant ablaufen.
2.Managed: Prozesse sind definiert und wiederholbar, Abteilungen managen ihre (Teil-)prozesse
isoliert.
3.Standardized: Es sind unternehmensweite, standardisierte „end-to-end“-Prozesse definiert.
4.Predictable: Es findet eine quantitative Planung und Überwachung der Prozesse statt, um
vorhersagbare Ergebnisse zu erzielen.
5.Innovating: Die Prozesse werden kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert.
Die Stufen bauen aufeinander auf: Ein Unternehmen, das Stufe 4 erreicht hat, erfüllt gleichzeitig alle
Anforderungen der Stufen 1 bis 3. Konkrete Anforderungen zur Erreichung jeder Stufe sind im BPMM
für verschiedene Prozessbereiche (process areas) definiert.
Prozessbereiche: Fünf Gruppen
Prozessbereiche lassen sich in folgende 5 Gruppen (process area threads) einteilen:
1.Organizational Process Management: Aufbau und Weiterentwicklung des Prozessmanagements. Die
Hauptverantwortung liegt bei der Unternehmensleitung.
2.Organizational Business Management: Planung, Ressourcenbereitstellung, Steuerung auf
Unternehmensebene. Die Hauptverantwortung liegt bei der Unternehmensleitung.
3.Domain Work Management: Management der Produkt- und Service-Erstellung, -Lieferung und -
Unterstützung. Die Hauptverantwortung liegt beim mittleren Management.
4.Domain Work Performance: Die Produkt- und Service-Erstellung, -Lieferung und -Unterstützung
selbst. Die Verantwortung liegt bei den operativ tätigen Mitarbeitern.
5.Organizational Support: Unterstützende Aktivitäten, z. B. zur Vorbereitung, Überprüfung und
Überwachung der Kern-Aktivitäten. Die Verantwortung liegt bei den unterstützenden
Organisationseinheiten.
BPMM Prozessbereiche (Process Areas)
Welche Prozessbereiche aus den fünf Gruppen für welchen Reifegrade relevant sind, zeigt die
nebenstehende Abbildung (BPMM, Beta 1, S. 91). Der Begriff „Work Unit“ in der Abbildung bezeichnet
eine ausführende Organisationseinheit
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Siehe: http://cultural-fitness.org/
Theresa Schmiedel*, Jan vom Brocke*, Jan Recker**
*University of Liechtenstein, **Queensland
University of Technology - 2012
koch.management 2016