Menschenbilder
Homo oeconomicus
Das ökonomische Menschenbild wird durch den
homo oeconomicus beschrieben.
I
. Wissenschaftstheorie:
1. Charakterisierung: Modell eines ausschließlich
„wirtschaftlich” denkenden Menschen, das den
Analysen der klassischen und neoklassischen
Wirtschaftstheorie zugrunde liegt.
Hauptmerkmal des Homo oeconomicus ist seine
Fähigkeit zu uneingeschränktem rationalen
Verhalten.
Handlungsbestimmend ist das Streben nach
Nutzenmaximierung, das für Konsumenten, oder
Gewinnmaximierung, das für Produzenten
angenommen wird.
Zusätzliche charakteristische Annahmen:
Lückenlose Information über sämtliche
Entscheidungsalternativen und deren
Konsequenzen; vollkommene Markttransparenz.
2. Beurteilung: Wegen ihres weitgehend
fehlenden Informationsgehalts sind die
Annahmen des Homo oeconomicus-Modells in
jüngerer Zeit zunehmend kritisiert und durch ein
realistischeres Bild vom wirtschaftenden
Menschen zu ersetzen versucht worden.
II. Entscheidungstheorie:
Idealtyp eines Entscheiders, der zu
uneingeschränkt rationalem Verhalten
(Rationalprinzip) fähig ist. Hierzu zählt zum
einen die konsequente Verfolgung der eigenen
Ziele (die ausschließlich finanzieller Natur sind)
und zum anderen die unmittelbare und
fehlerfreie Informationsverarbeitung.
III. Wirtschaftsethik:
Der Homo oeconomicus spielt als Schema für die
Analyse wirtschaftsethischer Probleme eine
zunehmend wichtigere Rolle. Er ist hierbei
weder als Menschenbild noch als Ideal zu
interpretieren, sondern als Analysekonstrukt, das
für spezifische Probleme, bes. für soziale
Dilemmastrukturen, adäquate Analysen
ermöglicht (Eigeninteresse). Missverständnisse
resultieren v.a. daraus, dass die
Modelleigenschaften des Homo oeconomicus,
Rationalität und Eigeninteresse, als
Beschreibungen menschlicher Eigenschaften
unabhängig vom Problem- bzw. Theoriekontext
verstanden werden.
Aus:
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/8004
/homo-oeconomicus-v12.html
Neues Menschenbild:
Wenn der „Homo oeconomicus“ irrt.
Die deutsche Berkeley-Professorin Ulrike
Malmendier will den Menschen verstehen, wie er
ist - und stellt das gängige Menschenbild der
Wirtschaftswissenschaft in Frage. Dafür erhält
sie Anerkennung – aber auch Gegenwind.
Aus:
http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktu
r/oekonomie/nachrichten/neues-menschenbild-
wenn-der-homo-oeconomicus-irrt/7274358.html
Vorstellungen über grundlegende Wesensmerkmale des Menschen.
Zu unterscheiden sind insbesondere:
(1) Complex Man: Der Mensch hat vielfältige Bedürfnisse, die sich situationsbezogen verändern
können. Der Mensch ist ein flexibles, lernfähiges Wesen.
(2) Social Man: Der Mensch hat überwiegend auf die soziale Einbettung bezogene Bedürfnisse; v.a. in
der Phase der Human Relations dominierendes Menschenbild.
(3) Homo oeconomicus: der Mensch mit auf ökonomische Zusammenhänge eingegrenzten Zügen.
Modellhafte Vorstellung und Annahmen (Rationalprinzip, Nutzenmaximierung, unendliche
Anpassungsgeschwindigkeit, vollkommene Transparenz der Märkte). Dieses Menschenbild liegt der
klassischen und neoklassischen Wirtschaftstheorie zugrunde.
(4) Opportunismus: Menschen sind eigennützig und opportunistisch. Sie sind nicht zuverlässig, sondern
ändern das Verhalten und die Einstellungen bei sich ändernden Zielvorstellungen und Restriktionen.
Der Opportunismus geht über den bloßen Eigennutz hinaus, da Eigeninteresse nach dieser Vorstellung
auch z.B. durch verschiedenste Formen der Arglist und des Betruges, konkreter dem Nichteinhalten
von Versprechen, dem Vorenthalten von Informationen usw. verfolgt werden kann.
(5) Theorie X (Gegentheorie zur Theorie Y; beide von D. McGregor): Der Mensch hat eine angeborene
Abneigung gegen Arbeit, ist ohne Ehrgeiz und ohne eigenen Antrieb. Zur Arbeit ist er nur noch unter
Androhung von Strafe zu bewegen.
(6) Theorie Y (Gegentheorie von Theorie X): Der Mensch hat Freude an anspruchsvoller Arbeit;
Selbstdisziplin, Verantwortung und Verstandeskraft sind seine wesentlichen Merkmale.
(7) Homo sociologicus: soziologisches Menschenbild, das die soziale Rolle des Menschen und deren
Verhaltensprägung in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellt.
(8) Realwissenschaftliches Menschenbild: ein an den Erkenntnissen der Natur- und
Sozialwissenschaften orientiertes Menschenbild, in das biologische Erkenntnisse ebenso integriert
werden wie psychologische.
Aus: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/55437/menschenbilder-v9.html
Neoklassische Wirtschaftstheorie der Betriebswirtschaftslehre (BWL)
Annahmen der neoklassischen Theorie:
•
Erklärung aller Wirtschaftsprozesse als Tauschprozesse auf Märkten,
•
Menschenbild des ‚Homo oeconomicus‘,
o
streng rationales Verhalten,
o
individuelle Nutzenmaximierung,
o
Egoismus und Opportunismus,
•
methodologischer Individualismus (Schumpeter),
•
methodologische Geschlossenheit (Geld als universeller Wertmaßstab).
Kritik an den neoklassischen Ansätzen:
•
Realitätsferne Annahmen,
•
Homo oeconomicus klammert emotionales und ethisches Verhalten aus,
•
Ökonomischer Imperialismus: Ausweitung ökonomischer Betrachtungen auf alle
gesellschaftlichen Bereiche (Gary S. Becker).
Fazit neoklassischer Ansätze u.A.:
•
Vorherrschender Denkansatz der Wirtschaft (Mainstream),
•
Integration sozialer und ökologischer Phänomene kaum möglich.
Aus: http://wcms.uzi.uni-halle.de/download.php?down=9785&elem=2011841
Der Verhaltenswissenschaftliche Ansatz der BWL:
•
BWL als angewandte Sozialwissenschaft,
•
Aufgabe des Rationalprinzips (Homo Oeconomicus) und Einbezug sozialwissenschaftlicher
Erkenntnisse,
•
Menschliches Verhalten = f ( Person; Umwelt)(Levin).
•
Erklärung von Konsumentenverhalten und Verhalten von Mitgliedern in Organisationen:
o
Motivationstheorien,
o
Anreizsysteme,
o
Führungsstile,
o
Arbeitsbedingungen und -inhalte.
Aus: http://wcms.uzi.uni-halle.de/download.php?down=9785&elem=2011841
Verhaltenswissenschaftlicher Ansatz der Betriebswirtschaftslehre
Der Mensch - ein kreatives Wesen? Kunst - Technik - Innovation
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
Manfred Moldaschl:
Die regelmäßige Wiederkehr anthropologischer Irrtümer
Menschenbilder der Ökonomik und Hirnforschung
Aus: http://www.econbiz.de/archiv1/2010/133428_wiederkehr_anthropologischer_irrtuemer.pdf
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