1. Strategisches BPM
BPM wurde in der Vergangenheit primär zur Steigerung der operativen Effizienz verwendet. Nachhaltige
Wettbewerbsvorteile können jedoch nur erzielt werden, wenn BPM auch strategisch ausgerichtet ist.
Ein Unternehmen, das exzellente Leistungen erbringen will, muss im heutigen Marktumfeld nicht nur wissen,
wie Schwachstellen in Prozessen identifiziert und korrigiert werden, sondern muss auch in der Lage sein,
Chancen zu nutzen, um sich strategische Vorteile zu verschaffen.
Gegenstand des strategischen BPM ist die langfristige Ausrichtung, Ausgestaltung und Ausstattung der
Geschäftsprozesse und des Prozessmanagements. Ziel ist es, prozessbezogene Erfolgspotenziale auf- und
auszubauen. Diese tragen dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auf Dauer zu sichern. Die
Komponenten des strategischen Geschäftsprozessmanagements zeigt die Grafik.
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Strategische Prozessführungsentwicklung einer Prozessvision und -mission
o
Entwicklung einer Prozesskultur
o
Schaffung prozessorientierter Motivations- und Anreizsysteme
o
Aufbau und Ausbau prozessorientierter Kernkompetenzen
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Strategische Prozessorganisation
o
Identifizierung und Gewichtung der wettbewerbsentscheidenden Geschäftsprozesse,
o
prozessorientierte Ausrichtung der Unternehmensorganisation,
o
organisatorische Verankerung des Geschäftsprozessmanagementsystems,
o
Abstimmung von Prozess- und IT-Strategie,
o
Integration von Qualitäts- und Geschäftsprozessmanagement.
•
Strategisches Prozesscontrolling
o
Planung kritischer Prozesserfolgsfaktoren, strategischer Prozessziele und strategischer
Prozessmaßnahmen,
o
Kontrolle der Umsetzung der strategischen Prozessziele, -vorgaben und -maßnahmen,
o
Identifizierung und Bewertung strategischer Leistungslücken,
o
Berichterstattung über strategische Maßnahmenrealisierung und Zielerreichung,
o
Koordination der strategischen Prozessziele und -maßnahmen,
o
prozessorientierte Ausrichtung des Unternehmenscontrollings.
•
Strategische Prozessoptimierung
o
Maßnahmen zur langfristigen Optimierung der Geschäftsprozesse und des
Prozessmanagementsystems,
o
Entscheidung über Reengineering-Projekte.
Die Geschäftsstrategie spielt nicht nur bei der Einführung, sondern auch bei der Durchführung des
Geschäftsprozessmanagements eine wichtige Rolle. Veränderungen des unternehmerischen Umfeldes, vor
allem Veränderungen der Stakeholder-Erwartungen und des Geschäftsmodells, haben direkte Auswirkungen
auf Geschäftsprozesse und das Geschäftsprozessmanagementsystem. Wann und in welchem Umfang
Anpassungen notwendig sind, ist von der strategischen Geschäftsplanung zu beantworten.
Strategische Prozessentscheidungen orientieren sich an der Prozessvision und -mission. Die Prozessvision
beantwortet kurz, einprägsam und pragmatisch die Frage, was das Unternehmen in Zukunft mit
Geschäftsprozessmanagement erreichen möchte. Von großem Nutzen für das Verständnis und die Ausrichtung
des Geschäftsprozessmanagements ist der Dialog zwischen Führungskräften und Mitarbeitern bei der
Erarbeitung von Prozessvision, -mission und strategischen Prozesszielen.
2. Operatives BPM
Die Gestaltung und Durchführung der einzelnen Geschäftsprozesse ist Aufgabe des operativen
Geschäftsprozessmanagements. Sein Fokus liegt auf der kontinuierlichen Steigerung von Prozesseffektivität
und -effizienz, wobei die prozessorientierten Erfolgspotenziale zu nutzen sind. Den Orientierungs- und
Handlungsrahmen des operativen Geschäftsprozessmanagements legt das strategische
Geschäftsproessmanagement fest. Die Aufgabenschwerpunkte des operativen Geschäftsprozessmanagements
sind:
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Operative Prozessführung
o
Treffen prozessorientierter Zielvereinbarungen mit den Prozessmitarbeitern,
o
Motivation der Prozessmitarbeiter,
o
Beschaffung und Disposition der Prozessressourcen,
o
Festlegung von Maßnahmen bei Zielabweichungen.
•
Operative Prozessorganisation
o
Strukturierung des Aufbaus und Ablaufs der einzelnen Geschäftsprozesse,
o
Definition prozessspezifischer Rollen,
o
Erstellen und Aktualisieren der Prozessdokumentation.
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Operatives Prozesscontrolling
o
Ableiten operativer Prozessziele aus den strategischen Prozesszielen,
o
Bestimmen der Leistungsparameter und Messgrößen in den Geschäftsprozessen,
o
laufende Messung und Kontrolle der Prozessleistungen (Process Performance Measurement),
o
periodisches Durchführen von Prozessanalysen, Prozessassessments und Prozessaudits,
o
Erstellen von Prozessberichten mit Ausweis des Leistungsstandes und der Leistungsentwicklung
der Geschäftsprozesse,
o
Koordination der operativen Prozessziele und -maßnahmen.
•
Operative Prozessoptimierung
o
Laufende Prozessverbesserungen und Steigerungen der Prozessleistung,
o
Maßnahmen zur Reduktion operativer Leistungslücken,
o
Umsetzung von Reengineering-Projekten.
3. Ableitung der Prozess- und IT-Strategie aus der Geschäftsstrategie
Ein besonders wichtiger Punkt ist die Abstimmung von Prozess- und IT-Strategie. Die IT-Strategie definiert
Inhalt, Umfang und Richtung der zukünftigen Informationstechnologie Im Unternehmen. Von besonderer
Bedeutung für Geschäftsprozess sind dabei folgende Komponenten:
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IT-Infrastrukturstrategie: Hardware, Betriebssysteme und Netzwerke,
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Applikationsstrategie: Software zur Unterstützung von Geschäftsprozessen,
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Innovationsstrategie: neue Technologien für den Einsatz in Geschäftsprozessen,
•
Sourcing-Strategie: Eigen- oder Fremdbereitstellung von IT-Serviceleistungen Im Geschäftsprozesse.
Wegen des starken Einflusses der IT auf die Effizienz der Geschäftsprozesse sind bei der Definition der IT-
Strategie die Anforderungen aus der Prozessstrategie zu berücksichtigen. IT-Strategie und Prozessstrategie
werden aus der Geschäftsstrategie abgeleitet.
Auszug aus:
Hermann J. Schmelzer, Wofgang Sesselmann: Geschäftsprozessmanagement in der Praxis, 2010 Carl Hanser
Verlag, München
Fragen zum Prozessmanagement
Was ist zu tun?
Wer ist verantwortlich?
Warum?
Wie?
Womit?
Integration von Management, System, Organisation, Prozess und Qualität
Text wird noch ergänzt !
koch.management 2016