Agilität bei der Transformation
Agilität ist im weitesten Sinne die Fähigkeit eines Systems (z.B. Unternehmens) flexibel, proaktiv, adaptiv und mit Initiative in Zeiten des
Wandels, der Komplexität und der Unsicherheit (anpassungsfähig) zu agieren und beinhaltet evolutionäre sowie revolutionäre Prozesse
des Wandels, der Komplexität und Transformation. Agilität kann als höchste Form der Anpassungsfähigkeit verstanden werden. Ein agiles
Unternehmen hat die Fähigkeit Veränderungen rechtzeitig zu antizipieren und dabei der Konkurrenz voraus zu sein; es reagiert nicht nur
auf veränderte Rahmenbedingungen, sondern ist selbst innovativ. Agile Unternehmen sind fähig als Organisation ständig zu lernen und
dieses Wissen allen Akteuren zur Verfügung zu stellen. So kann Agilität zu einem essenziellen Faktor für den Erhalt der
Wettbewerbsfähigkeit und damit für das Überleben eines Unternehmens sein.
Das Konzept der Agilität gibt es seit den 1950er-Jahren, basierend auf der Systemtheorie, angewandt auf Organisationen. Dabei kann z.B.
auf den amerikanischen Soziologen Talcott Parsons verwiesen werden, der vier Funktionen identifiziert hat, die jedes System erfüllen muss,
um seine Existenz zu erhalten (sein Überleben zu sichern). Er beschreibt dabei die Fähigkeit eines Systems, auf die sich verändernden
äußeren Bedingungen zu reagieren (Adaptation), Ziele zu definieren und zu verfolgen (Goal Attainment), Kohäsion (Zusammenhalt) und
Inklusion (Einschluss) herzustellen und abzusichern (Integration) und grundlegende Strukturen und Wertmuster aufrecht zu erhalten
(Latency). Aus den Anfangsbuchstaben dieser vier Funktionen ergibt sich das bekannte AGIL-Schema.
Ein Blick auf die Geschichte der Agilität zeigt drei Entwicklungswellen:
1.
Agiles Manufacturing
2.
Agile Softwareentwicklung
3.
Agile Organisation: Ein aktueller Megatrend in der Arbeitswelt.
VUCA - Resiliente Organisation
Resilienz = psych. Widerstandsfähigkeit. „Macht Rhizom, nicht
Wurzeln, pflanzt nichts an! Seid nicht eins oder viele, seid Vielheiten!
Seid schnell, auch im Stillstand! Lasst keinen General in euch
aufkommen!“ Diese Imperative formulieren 1980 der Psychiater
Félix Guattari und der Philosoph Gilles Deleuze, die eine
botanische Analogie nutzen, um zwei verschiedene
Denkhaltungen und Organisationsformen zu unterscheiden:
Wurzel versus Rhizom. Netzwerk-Interaktion, Diversität, Agilität
sowie die Reduktion autoritärer Strukturen und Mindsets sind
die wichtigsten Schlüssel zur VUCA-resilienten Organisation!
Digitale Transformation
Digitale Transformation ist der Prozess der Verlagerung der
Organisation von einem älteren Ansatz (z.B. Taylorismus) zu
neuen Wegen der Arbeit und des Denkens mit Hilfe digitaler,
sozialer, mobiler und neuer Technologien (revolutionäre und
disruptive Transformation). Es geht um Veränderungen in der
Führung, d.h. anders zu denken, die Förderung von Innovation
und neue Geschäftsmodelle, Einbeziehung der Digitalisierung
von Vermögenswerten und ein vermehrter Einsatz von
Technologien, um bei Ihrem Unternehmen die Situation von
Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Partnern und Akteuren zu
verbessern.
Agiles Projektmanagement
Ein wichtiges Merkmal von agil durchgeführten Planungen,
insbesondere Projekten, ist die iterative Entwicklung. Diese
bietet die Möglichkeit, auf Änderungen schnell zu reagieren
und notwendige Anpassungen zu einem frühen Zeitpunkt
vorzunehmen. So vorteilhaft dieses Vorgehen in dieser Hinsicht
ist, so anspruchsvoll macht dies die Planung. Prinzipien des
agilen Managements sind (Appelo 2010): Selbstorganisation,
Einfachheit, Entscheidungen durch das Team und Transparenz.
Strategische Transformation (in VUCA-
Zeiten)
Eine erfolgreiche Strategie in VUCA-Zeiten (VUCA: siehe VUCA-
Welt) hat nach Bouée das gesamte Umfeld des Unternehmens
im Blick und ist hoch adaptiv bezüglich der Fluidität der
Umgebung. Sie arbeitet nicht mehr mit einer präzise
ausformulierten Zielvision. Vielmehr formuliert eine
intelligente Strategie, die zwar nicht beliebig ist, jedoch
genügend Spielraum für Anpassungsmanöver lässt. Präzise
beschrieben und schnell ausgeführt müssen die Taktiken sein,
die im richtigen Moment platziert werden. Schnelle Aktion und
geduldiges Warten (während dessen man jedoch stets hoch
aufmerksam einsatzbereit bleibt) wechseln sich ab.
Agile Unternehmen
Das agile Unternehmen strebt an, den Wandel, insbesondere in
der in der organisationellen Entwicklung, zu beschleunigen, um
das „organisatorische Trauma“ zu vermeiden oder zu
vermindern, das viele Firmen lähmt, wenn sie sich neuen
Märkten und Umgebungen ausgesetzt sehen. Agile
Unternehmen sollten in der Lage sein, sich rasch anzupassen
und Chancen wahrzunehmen.
Agile Organisation
Das Zauberwort der agilen Welt heißt Selbstorganisation;
das bedeutet für die klassische Führungssicht zunächst einmal
Verantwortungsabgabe. Das Management hat dann starke
Probleme zu begreifen, was dann als Aufgabe bleibt. Die Antwort
ist einfach: Aus Kontrolle wird das „Dienen“, die Unterstützung
der operativ arbeitenden Mitarbeiter, die schließlich die Leistung
erbringen sollen. Allerdings wird dieses Konzept für viele erst
dann verständlich, wenn man das Organigramm einmal
andersherum denkt. Gefragt ist die (von unten) gestützte, breite
Plattform, auf der die Mitarbeiter für das Unternehmen und im
Sinne der Unternehmensziele erfolgreich sein können.
Agile Prozesse
Agilität entsteht durch die Entschlackung und Verkürzung der
Prozesse und Prozessschritte. Durch diese Herangehensweise
ist es möglich, schneller qualitative Planungsergebnisse in
kurzen Intervallen zu liefern und daraufhin Feedback zu
erhalten. Das bedingt allerdings, dass die Prozessschritte
ungestört durchlaufen werden können. Dann, und nur dann,
kann Agilität, die nicht chaotisch ist, entstehen; die Fähigkeit,
in kurzen Zeitintervallen auf Feedback zu reagieren und
Anpassungen vornehmen zu können, ist das Ziel agiler
Prozesse.
Komplexitätsökonomik
Die Komplexitätsökonomik geht über das traditionelle
wirtschaftliche Denken und Handeln hinaus und stellt die
Wirtschaft als komplexes adaptives System dar, dass
evolutionäre Wachstumsprozesse in den Mittelpunkt
unternehmerischen Planens stellt. Dadurch entsteht auf einer
wissenschaftlicheren Basis eine neue Sichtweise und ein
besseres Verständnis gesellschaftlicher
Entwicklungsprobleme, auch wenn sie nicht in der Lage ist, die
Zukunft vorauszusagen, die von Kräften des Marktes sowie
von Wissenschaft und (demokratischer) Gesellschaft bestimmt
sein wird.
Evolutionäre Ökonomik
Basierend auf den Werken von Schumpeter und Darwins
Ideen zur biologischen Evolution hat sich in den letzten dreißig
Jahren die florierende Teildisziplin der Evolutorischen
Ökonomik herausgebildet. Im Gegensatz zur vorherrschenden
Neoklassischen Ökonomik lehnen Vertreter dieser Disziplin
den Ansatz des repräsentativen Akteurs, der Existenz stabiler
wirtschaftlicher Gleichgewichte und zeitinvarianter
Umweltbedingungen ab. Statt dessen stehen
Populationsdenken, darwinistische Konzepte, Unsicherheiten
und begenzte Rationalität, permanenter technologischer und
wirtschaftlicher Wandel, Pfadabhängigkeiten und das kreative
Unternehmertum im Zentrum.
Transformation
Die Herstellung (Produktion, Fertigung, Fabrikation) ist der von Menschen (den Produzenten) bewirkte
Prozess der Transformation , der aus natürlichen und bereits produzierten Ausgangsstoffen (Rohstoffen)
unter Einsatz von Energie, Arbeitskraft und bestimmten Produktionsmitteln (Ressourcen) wertschöpfend*
lagerbare Wirtschafts- oder Gebrauchsgüter (Ökonomische Güter) erzeugt. Bestandteil dieser
Transformation sind digitale und biologische Prozesse, wobei im Mittelpunkt des Interesses derzeit noch
evolutionäre, digitale Prozesse revolutionäre Ausprägungen des realen Wandels, gelten aber als ebenso
konträr wie komplementär. Die eine Ausprägung steht für (selbst - organisierte) Entwicklung, Entfaltung,
Kontinuität, die andere für (fremd - und selbst - organisierten) Umsturz, Bruch, Diskontinuität. Letzteres
bedarf somit Verständnis und Akzeptanz der Akteure in demokratisch angelegen Prozessen. Um
Nachhaltigkeit zu erzeugen sollten die genannten Prozesse ganzheitlich (integrativ) betrachtet werden.
*Die Wertschöpfung unterliegt einem Kulturwandel: Fabriken haben keinen lokalen Standort mehr, sondern
sind globale Netzwerke. Produkte entstehen nicht mehr in Fabriken vor Ort, sondern weltweit. Wertschöpfung
entsteht nicht mehr durch Produkte, sondern über Dienstleistungen und der Wertschöpfungsprozess folgt nicht
mehr einem linearen Denken, sondern zeigt zunehmend ganzheitliche Aspekte.
Plurale Ökonomik
Ein Blick in die tägliche Presse zeigt: Ob Hunger,
Umweltzerstörung, Klimawandel, Finanzmarktkrise, soziale
Ungleichheit oder Arbeitslosigkeit – die (ökonomischen)
Probleme unserer Zeit sind vielfältig und komplex. Die Antworten
der akademischen Volkswirtschaftslehre (VWL), privaten
Forschungsinstituten und der Presse sind hingegen meist
einseitg orientiert. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass die
dahinter liegenden theoretischen Konzepte meist ein und
derselben Denkschule entspringen, weshalb ihre Modelle
einseitig und ihre Perspektive eingeschränkt bleiben. Ziel eines
Netzwerkes ist es, der Vielfalt ökonomischer Theorien Raum zu
geben, die Lösung realer Probleme in den Vordergrund zu stellen
sowie Selbstkritik, Reflexion und Offenheit in der VWL zu fördern.
Heterodoxe Ökonomie („Abweichende
Wirtschaft“)
Heterodoxe Ökonomie umschreibt Ansätze und Schulen
ökonomischer Theorien, welche außerhalb des ökonomischen
„Mainstreams“ liegen und nicht als „orthodoxe“ oder
„konventionelle Ökonomie“ bezeichnet werden können.
Heterodoxe Ökonomie ist damit ein Überbegriff, der
verschiedene wirtschaftswissenschaftliche Ansätze, Denkschulen
und Traditionen umfasst. Dazu gehören institutionelle,
postkeynesianische, sozialwissenschaftliche und ökologische
Ansätze.
Digitales Mindset
Ein digitales Mindset ist die Summe von Verhaltensmustern,
basierend auf einer offenen und neugierigen Grundhaltung
gegenüber State-of-the-art-Technologien (dem Stand der
Technik). Digitales Mindset beinhaltet das grundlegende
Verständnis, dass und wie digitalisierte Prozesse massiven
Einfluss auf unser Leben, unsere Arbeit sowie unsere
Kommunikation nehmen und propagiert den Anspruch
„digital first“ (Karen Funk, Microsoft).
Digitales Mindset heißt bei Daimler (im Rahmen seiner
Digitalisierungsstrategie "DigitalLife@Daimler" in 2016 an den
Start gebracht) :
•
hierarchiefrei Ideen zu generieren (Open Spaces).
•
offen mit Fehlern umzugehen (Fail'n'Learn Nights).
•
vernetzt, cross-funktional und transparent zu arbeiten
(WorkingOutLoud).
•
den Wettbewerb sowie neue digitale Technologien und
Themenfelder aufzugreifen und zu pilotieren.
Traditionelle Wirtschaftslehre vs. Komplexitätsökonomik
Beinhockers Lösungsvorschlag ist: Die Ökonomie müsse vom missratenen Vorbild der Physik (eigentlich Mechanik) zur Biologie
wechseln, genauer, zur Evolution. Diese Perspektive hat in der Ökonomie durchaus ihre Tradition. Um die Wende vom 19. zum 20.
Jahrhundert herum beschrieb etwa der US-Forscher Thorstein Veblen, wie fruchtbar das Bild der Evolution für die Wirtschaft sei. Auch
Alfred Marshall, ein Vater moderner Wirtschaftsforschung, redete von der »ökonomischen Biologie«. Charles Darwin war »in«, und sein
Begriff von Evolution war mehr als nur ein biologisches Modell. Er war die „Welterklärung“. Doch Beinhockers These ist weiter gefasst.
Ihm zufolge ist die Evolution das geeignete Bild für alle ökonomischen Fragen.
(
Nach dem Buch von E.D. Beinhocker: Die Entstehung des Wohlstandes)
New Work
In Zeiten der digitalen Transformation ist das
Kommandieren-Kontrollieren-Prinzip höchstens in Einzelfällen
noch sinnvoll. Agile Netzwerk-Organisationen sind das
favorisierte Zukunftsmodell, weil sie den ständig neuen, meist
unvorhersehbaren Anforderungen der Zukunft besser gewachsen
sind. Hier folgen die Mitarbeiter den gemeinsam definierten
flexiblen Zielen und verantworten die erarbeiteten Ergebnisse.
Aus:
https://www.computerwoche.de/a/was-new-work-bedeutet-in-
7-punkten-erklaert,3332073?tap=
5846e3667346b551d646d11d73e0ddfb&utm_source=Nachrichten
%20mittags&utm_medium=email&utm_campaign=
newsletter&r=697639105079246&lid=939056&pm_ln=9
VUCA * - Welt
Selbst wenn wir alles bis ins kleinste Detail planen und alle
Eventualitäten bedacht zu haben glauben, kommt meist doch
alles anders, als wir denken. Wir leben in einer VUCA – Welt –
also einer, die geprägt ist von Volatilität (Unbeständigkeit),
Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit).
Zwei Fragen sind entscheidend, um eine Struktur in die VUCA-
Welt zu bringen: Wieviel wissen wir über die Situation? Und
zum anderen: Wie gut können wir die Ergebnisse unserer
Handlungen in dieser Situation voraussagen?
* VUCA wird aus den englischen Begriffen volatility, uncertainty,
complexity und ambiguity gebildet und beschreibt schwierige
Rahmenbedingungen in der Unternehmens- und Projektführung.
Biologische Transformation*:
Industrie, Innovation und Infrastruktur
Die Adaption biologischer Prinzipien kann wesentlich dazu
beitragen, die Resilienz technologischer Systeme und
Infrastrukturen zu erhöhen. Dies betrifft sowohl verwendete
(Bau-) Materialien (etwa im Falle selbstreparierender
Materialien) als auch ganze Infrastruktursysteme (z.B. im
Bereich Mobilität oder Energieversorgung), die nach dem
Vorbild resilienter Ökosysteme gestaltet werden könnten. Die
Verwendung natürlicher Ressourcen ist zudem eine
Voraussetzung, um die Industrieproduktion international aus
der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu lösen.
* Beiträge der biologische Transformation zu den
Nachhaltigkeitszielen der UN. Aus: Whitepaper-Biologische-
Transformation-und-Bio-Oekonomie, Fraunhofer-Gesellschaft
Biologische Transformation*: Nachhaltiger
Konsum, nachhaltige Produktion
Die Substitution fossiler Ressourcen durch nachwachsende
biologische Materialien und Chemikalien sowie die
Organisation in geschlossenen Stoffkreisläufen leisten einen
signifikanten Beitrag zur Reduzierung des ökologischen
Fußabdrucks der Wirtschaft. Über die Nutzung biologischer
Prozesse und biomimetischer Ansätze können
Produktionsprozesse effizienter und somit
rohstoffschonender gestaltet werden. Die Nutzung
biologischer Prinzipien (z.B. Schwarmintelligenz als digitaler
Prozess) kann logistischen Aufwand und industrielle
Konzentration an besonders belasteten Standorten
reduzieren.
Kurzbeschreibung der Inhalte unter Transformation