Ansätze , d.h. philosophisch -
kulturelle und wissenschaftliche,
können auf Einzeldisziplinen (z.B.
Philosophie, Natur- und
Wirtschaftswissenschaften) und auf
interdisziplinäre Theorien (mit
Prinzipien und Methoden, etc.)
zurückgeführt werden.
Als
Einzeldisziplin ist z.B. die
Erkenntnistheorie (Erkenntnis ist
schöpferisch konstruiert) - als Teil
der Philosophie - zu nennen; als
interdisziplinär gelten insbesondere
die Systemtheorie (als Modell der
Natur/des Denkens), Synthetische
Evolutionstheorie (für natürliche
Entwicklungen des Lebens, d.h.
Entstehung der Arten und ihre
Adaption), Evolutionäre
Erkenntnistheorie (die reale Welt wird
intern rekonstruiert) und der Radikale
Konstruktivismus (als Theorie des
Wissens). Durch diese Ansätze
werden Wertesysteme erzeugt.
Neben den evolutionären Theorien
gibt es auch revolutionäre Theorien
und Thesen, die bisher allerdings
keine interdisziplinäre Anerkennung
fanden (z.B. die Revolutionstheorie
von Marx, die Revolutionstheorie
für das 21. Jahrhundert); gleichwohl
haben sich in Wirtschaft und
Gesellschaft (Politik)
Interpretationen des Begriffes
„Revolution“ und damit verknüpfte
Prinzipien und Methoden
verbreitet, häufig im Kontext mit
den Begriffen „Wandel“ und und
„Evolution“, letztere auch als
konträre Gegenüberstellung.
Anmerkung zur Ökonomie:
„Ökonomie ist eigentlich keine Wiss
enschaft“
„In den mathematischen
Naturwissenschaften liegt die
Verbindung zwischen Mathematik
und Realität im Experiment, in dem
die mathematischen
Idealbedingungen im Labor erst
hergestellt werden. Nur dort tritt
ein mathematisches Naturgesetz in
seiner vollen Pracht und
Herrlichkeit überhaupt in
Erscheinung. Oder eben auch nicht,
was dann zur Revision der
zugrunde liegenden Theorie führt.
Was macht nun aber ein Fach wie
die Ökonomie, in dem Experimente
nicht möglich sind, sondern
allenfalls Beobachtungen? Hier fällt
das mit der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Methode
verbundene Wahrheitskriterium
weg - doch was tritt dann an seine
Stelle? Daraus ergeben sich
schwierige methodische Fragen.
Was ich den mathematischen
Ökonomen zum Vorwurf mache
und mich an ihrem Vorgehen
wirklich stört, das ist, dass sie sich
mit diesem Problem gar nicht erst
auseinandersetzen…“
Prof. Claus Peter Ortlieb, FB
Mathematik der Uni Hamburg in
einem Interview mit der FAZ,
08.05.2010
Kurzbeschreibung der Inhalte
Holismus - Ganzheit als System der
Philosophie
Der Holismus bzw. die Ganzheitslehre nimmt an,
dass die Elemente eines Systems – einer „Ganzheit“ –
durch die Strukturbeziehungen nicht vollständig
bestimmt sind; es ist die entgegengesetzte Position
zum Reduktionismus (Materialismus, Mechanismus).
Ganzheit in der Philosophie ist die auf die - Vielfalt
angewandte - Einheit; und die Teile sind die Vielfalt
selbst. Das Ganze, als etwas Gegliedertes und
Zusammengefügtes, nennt man System. Das
Gleichgewicht kann bei offenen Systemen (z.B.
Unternehmen) auch durch ein so genanntes
Fließgleichgewicht (dynamisches Gleichgewicht)
hergestellt werden.
Philosophie und Erkenntnistheorie -
Erkenntnis ist schöpferisch
konstruiert
Die Erkenntnistheorie ist eine philosophische
Disziplin, die sich mit der Art und Weise
auseinandersetzt, wie wir Wissen gewinnen und die
herausfinden will, ob wir überhaupt etwas wissen
können. Allerdings muss berücksichtigt werden,
Erkenntnis entstammt menschlichen Gehirnen und
kann ohne solche nicht weitergegeben oder
verstanden werden, sie existiert per se (als Idee)
weder materiell noch immateriell (auch nicht im Sinn
einer Wechselwirkung) und ist in diesem Sinn
schöpferisch konstruiert und man sollte zwischen
Konstrukt und (möglicher) Realität unterscheiden
um Irrtümern oder voreiligen Schlüssen zu
entgehen.
Ganzheitliche Philosophie -
Newton´sche Naturwissenschaft
vs. Weltbild des Aristoteles
Der Biochemiker Erwin Chargaff, wirft der
Naturwissenschaft den Verlust der Wirklichkeit vor,
da sie nur diejenigen Teile der Natur als wirklich
ansieht, die erforschbar sind. Chargaff sieht in der
"Wiederentdeckung der Wirklichkeit" die einzige
Alternative, um zu einer neuen Art von
Naturwissenschaft zu kommen und die
verheerenden Folgen, welche die jetzige nach sich
zieht, zu verhindern. Aus der Sicht der
Erkenntnistheorie ruht die Naturwissenschaft auf
drei Säulen, die mit den Schlagworten Empirie,
Theorie und Weltbild bezeichnet werden können.
Die Generalrichtung, in der sich diese Wissenschaft
derzeit vorwärts bewegt, wird nicht von dem
empirisch Erforschten oder den darauf
gegründeten Theorien bestimmt, sondern von dem
materialistischen Weltbild, dem sie sich verpflichtet
hat.
Kultureller Ansatz - Drei ewige
Fragen
Die kulturellen Paradigma leiten sich nach Lipton
und Bhaerman daraus ab, wie eine Gesellschaft die
drei ewigen Fragen beantwortet: 1. Wie sind wir
entstanden? 2. Wozu sind wir hier? 3. Wie können
wir das Beste aus unserem Dasein machen? In
westlichen Wirtschaftssystemen konkurrieren auf
der kulturellen Ebene vor allem a) Materialismus
und b) Holismus (Ganzheitlichkeit) miteinander. a)
Altes Paradigma: Kartesianisch-newtonsche Sicht
der Realität. b) Neues Paradigma: Die ganzheitliche
Sicht der Realität als Verknüpfung von Geist und
Materie.
Menschenbilder und Weltbilder
Wissenschaftlich unterscheidet man drei
Menschenbildmodelle:
1. Mechanistische Modelle basieren auf der
Maschinenmetapher (der Mensch als Maschine).
2. Organismische Modelle (der Mensch als
biologisches System).
3. Reflexive Subjektmodelle (z.B. der Mensch als
rational Handelnder)
Das moderne Weltbild wird heute in der
Wissenschaft durch das Menschenbild der
Evolutionsbiologie geprägt, was auch Auswirkungen
auf die Wirtschaftswissenschaften hat (z.B. auf den
„homo oeconomicus“ der Volkswirtschaftslehre).
Das Moderne Weltbild der
Evolutionsbiologie
Entstanden aus der Evolutionsbiologie - Vor allem
vier Aussagen in Darwins Evolutionstheorie
scheinen besonders wichtig zu sein, weil sie über
die Biologie hinaus wirkten. 1. Biologische Arten
verändern sich – das, was wir heute unter
Evolution verstehen. 2. Evolutionslinien zweigen
sich auf – was zugleich bedeutet, dass alles Leben
der Erde auf einen einzigen gemeinsamen
Ursprung zurückgeht. 3. Die Evolution verläuft
graduell, in kleinen Schritten, ohne Riesensprünge
oder gar Brüche. 4. Der entscheidende
Mechanismus, mit dem die Evolution operiert, ist
die "natürliche Selektion" ("natürliche Auslese").
Wissenschaftlicher Ansätze -
Paradigmen
1. Altes Paradigma: Charakteristisch für den
kartesianisch-newtonschen Denkrahmen ist ein
strikter Dualismus, der etwa Körper und Psyche,
Materie und Geist undifferenziert gegenüberstellt
(reduktionistisches Denken).
2. Neues Paradigma (die ganzheitliche Sicht der
Realität). Insbesondere die Erkenntnisse der
modernen Physik haben die Newtonschen
Grundannahmen über die Materie, die Energie
und das Objektivitätspostulat relativiert. Mit der
Relativitätstheorie und Quantenmechanik wurden
die Grundelemente der Newtonschen Physik in
ihrem Geltungsbereich eingeschränkt oder durch
neue Erkenntnisse ausgeweitet.
Systemtheorie -
System als Modell der Natur/
Ein System bezeichnet einen Zusammenhang von
Elementen, deren Beziehungen untereinander
sich quantitativ und qualitativ unterscheiden von
Beziehungen zu anderen Elementen (dadurch ist
eine Grenze zur Systemumwelt beobachtbar).
Systeme können unterschieden werden nach
1. Maschinen, 2. lebenden, 3. psychischen und 4.
sozialen Systemen. Soziale Systeme
(Interaktionen, Organisationen und die
Gesellschaft) produzieren, reproduzieren und
erhalten Kommunikationen. Sie operieren im
Medium Sinn (Systemtheorie nach Niklas
Luhmann).
Selbstorganisation - Organisation
des Lebens
Als Selbstorganisation wird hauptsächlich in der
Systemtheorie eine Form der Systementwicklung
bezeichnet, bei der die gestaltenden und
beschränkenden Einflüsse von den Elementen des
sich organisierenden Systems selbst ausgehen
(Selbstorganisation). Gebraucht wird der Begriff
auch für die Gestaltung des Lebens an sich nach
nicht festen, von anderen bestimmten Regeln und
ähnelt daher dem Autonomiebegriff. Die
untersuchten Systeme bringen räumliche,
zeitliche, raumzeitliche oder funktionale
Strukturen durch Selbstorganisation, und das
ohne direkte ordnende Eingriffe von außen.
Emergenz - Das interdisziplinäre
Konzept
Emergenz ist die Herausbildung von neuen
Eigenschaften oder Strukturen eines Systems
infolge des Zusammenspiels seiner Elemente.
Dabei lassen sich die emergenten Eigenschaften
des Systems nicht – oder jedenfalls nicht
offensichtlich – auf Eigenschaften der Elemente
zurückführen, die diese isoliert aufweisen
(Übersummativität). So wird von einigen
Philosophen die Meinung vertreten, dass
Bewusstsein eine emergente Eigenschaft des
Gehirns sei. Emergente Phänomene sind z..B.
kollektive Intelligenz von Menschen und
Schwarmintelligenz bei Wildenten.
Synthetische Evolutionstheorie -
Entstehung der Arten und ihre Adaption
Die Synthetische Evolutionstheorie vereint die
Erkenntnisse aus Darwins Evolutionstheorie mit
denen der Ökologie, Paläontologie, biologischen
Systematik und der Genetik. Insbesondere die
Vererbungslehre (Genetik) war zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung von Darwins "On the Origin of
Species" 1859 noch gänzlich unbekannt. Erst die
Erkenntnisse von Gregor Mendel öffneten Tür und
Tor für die Wissenschaft hinsichtlich der Vererbung
von Merkmalen und der evolutionären Anpassung
des Menschen.
Dies ist ein empirischer Erkenntnisansatz, der
einzelwissenschaftliche und philosophische
Erkenntnisse in fruchtbarer Weise miteinander
verbindet, und der von der empirischen Tatsache
ausgeht, dass unsere kognitiven Strukturen (wie
Sinnesorgane, Zentralnervensystem, Gehirn und
Lerndispositionen etc.),
mit deren Hilfe wir die
objektiven Strukturen (der realen Welt) intern
rekonstruieren, in hervorragender Weise auf die
Umwelt passen, zum Teil sogar mit ihr übereinstimmen
(dies wird als Schlüssel-Schloss-Prinzip bezeichnet).
Evolutionäre Erkenntnistheorie -
Die reale Welt wird intern rekonstruiert
Radikaler Konstruktivismus -
Die Theorie des Wissens
Der Radikale Konstruktivismus wird als eine
Theorie des Wissens verstanden. In den letzten
Jahren haben sich die vom Radikalen
Konstruktivismus ausgehenden Ideen über
Selbsterzeugung, Selbstorganisation und
Selbstreferenz als äußerst fruchtbar erwiesen. Auf
dieser Grundlage haben z.B. Philosophen und
Psychologen, Sprach- und Literaturwissenschaftler,
Biologen und Neurophysiologen, Juristen und
Ethnologen, Psychotherapeuten und
Kunstwissenschaftler sowie Soziologen und
Ingenieure ihre Disziplinen erneuert und erweitert.
Integrativer Pluralismus -
Die neue Art des Verstehens
Die These der US-Philosophin Sandra Mitchell
lautet: Komplexität liegt nicht außerhalb unseres
Verständnisvermögens, aber sie erfordert eine
neue Art des Verstehens. Sie verlangt, dass man im
Einzelnen analysiert, in welch vielfältiger Weise der
Zusammenhang dazu beiträgt, die
Naturphänomene zu prägen. Historische
Kontingenz („Möglichkeit“) schafft im
Zusammenwirken mit Zufallsepisoden die
tatsächlichen Formen und Verhaltensweisen, mit
denen das Lebendige unseren Planeten bevölkert
(Kontingenztheorie der Evolution).
Am Anfang war der Himmelshaken
Am Anfang war der Geist (Himmelshaken) „Die
Materie – die nicht denkende Materie und
Bewegung – [kann] niemals das Denken
erzeugen, gleichviel, welche Veränderungen
von Gestalt und Größe sie auch hervorrufen
mag. Die Erzeugung des Wissens wird immer
ebenso weit über das Vermögen der
Bewegung und der Materie hinausgehen, wie
die Erzeugung der Materie über das
Vermögen des Nichts oder des
Nichtseienden.“
(Locke 1690: Über den menschlichen Verstand
[nach Dennett[1995] 1997: Darwins
gefährliches Erbe])
Weltbilder
Sichtweisen der Welt, d.h. grundlegende kognitive
Konzepte der materiellen, sozialen und
transzendenten Wirklichkeit, die als
Überzeugungssystem sozial vermittelt, rezipiert und in
einer rekonstruktiven Leistung individuell angeeignet
werden. Dazu gehören
1.
Auffassungen über die Entstehung der Welt und
des Lebens (Kosmologie): Urknalltheorie,
Evolutionstheorie vs. naiver Schöpfungsglaube;
2.
Fragen nach Wesen und Struktur der Wirklichkeit
(Ontologie): Kausalitätsverständnis; kindliche
Auffassungen, alle Dinge seien lebendig und
beseelt, seien von irgendjemandem "gemacht"
und dienten immer einem Zweck (Animismus,
Artifizialismus und Finalismus) (Aberglaube,
Parapsychologie);
3.
Wissenschaftsverständnis: Erkenntnis-
Skeptizismus vs. Wissenschaftsgläubigkeit
("Scientism");
4.
Fragen nach einer transzendenten Wirklichkeit
(Metaphysik): Gottesbild vs. Atheismus;
Auffassungen über Tod und Ewigkeit
(Transpersonale Psychologie);
5.
Auffassungen über die Natur des Menschen
(Menschenbilder);
6.
Kohärente und konsistente Vorstellungen über
die gesellschaftliche Wirklichkeit
(Gesellschaftsbilder), z.B. Vorstellungen über
soziale Verteilungs- und Chancenungleichheiten
und über deren Legitimität.
Weltbilder werden als Hintergrundbedingung für die
"angewandten" moralischen und religiösen Urteile
aufgefasst. Existentielle Erfahrungen können aber
auch zunächst das religiöse Urteil und – gleichsam
rückwirkend – das Weltbild verändern. Die
Entwicklung verläuft von naiven, egozentrischen,
eindimensionalen zu realitätsorientierten, komplexen
und differenzierten Weltbildern. Quer zu den
verschiedenen Facetten von Weltbildern entwickelt
sich die Grundfähigkeit, scheinbar unvereinbare
Aspekte oder Erklärungsansätze gleichzeitig zu
berücksichtigen und in einer komplexeren Perspektive
zu integrieren, beispielsweise biblischen
Schöpfungsglauben und naturwissenschaftliche
Betrachtung, Kausalität und Finalität
("Komplementarität" nach Oser & Reich, 1986).
Aufgabe der Erziehung ist es, diese Entwicklung zu
komplexem und komplementärem Denken zu
unterstützen.
Aus:
lexikon/psychologie/weltbilder
Das moderne Menschenbild
Das moderne Weltbild wird heute in der Wissenschaft
durch das Menschenbild der Evolutionsbiologie
geprägt (siehe „Das moderne Bild der
Evolutionsbiologie“.
Weltanschauung
Weltanschauung ist die Gesamtheit der Ansichten, die
man über Wesen und Bedeutung des Weltganzen, den
Menschen inbegriffen, hat; Oberbegriff für alle
Religionen, Ideologien, öffentlichen Meinungen und
Gesinnungen (Weltbilder). Eine Weltanschauung
beinhaltet Deutungsauffassungen und ist ein
persönliches Ordnungssystem (Persönlichkeit), das
aufnehmende Informationen steuert und integriert.
Weltanschauungen sind z.B.
•
individuumszentriert (z.B. Humanismus),
•
gesellschaftlich orientiert (z.B. Sozialismus),
•
zukunftsorientiert
(Sorge für das Leben der Nachkommen),
•
religiös ausgerichtet (z.B. Religionen) oder
•
beziehen sich auf Philosophien
(z.B. Materialismus, Holismus und
Pragmatismus).
Aus:
lexikon/psychologie/
weltanschauung
Menschenbild und Entwicklung
Wer in seiner psychosozialen Entwicklung nicht zu einer
weitgehend selbständigen und selbstbestimmten
Person, zu einer eigenen Identität findet, verbleibt bzw.
flüchtet in ein außengeleitetes, gehorsam-angepasstes
Verhalten. Fromm nennt als typische Züge dieser
Psychodynamik: Autoritarismus, Destruktivität, Rückzug,
(Selbstausdehnung) und Konformität.
Aus:
lexikon/psychologie/ Menschenbild und Entwicklung